10
Mrz
2009

Neuigkeiten

Zeit, euch wieder auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen.
Wir haben uns die Zeit hier mal wieder mit einigen netten Aktionen vertrieben, denn immer noch hat sich die politische Lage nicht beruhigt und uns ist kaum eine Möglichkeit gegeben, Ambohidratrimo (unser Dorf) zu verlassen. Wenigstens wurde die Ausgangssperre jetzt schon auf 10 Uhr am Abend verlegt; das erlaubt uns Volontären, abends noch ein wenig gemeinsam zu feiern und zu planen!
Aus diesen abendlichen Treffen, die wir manchmal auch einfach ins Café von Akany verlegt haben, wo wir dann von den Ménager bekocht wurden, ergab sich die Idee für einen Rollentausch. D. h. wir haben für die Ménager und einige Halfway-Mädels gekocht und sie dann im Café bedient. Ein genialer Abend! Ich habe diese Kinder noch nie so gerührt und glücklich gesehen.
Schnell noch mal eine Erklärung für die Ménager: Das sind die
Mädchen, die (angeblich, teils wirklich) straffällig geworden
sind und deshalb eine gewisse Zeit hier in Akany untergebracht werden. Für sie war es mit Sicherheit eine der ersten Situationen, in denen sie bedient wurden.
Aber beginne ich doch lieber am Anfang! Mittags habe ich ihnen gemeinsam mit Nikola, einer anderen Freiwilligen, in unserer Englischstunde beigebracht, wie man Chocolate Mousse zubereitet; somit hatte ich schon mal meinen Teil zum Menü beigetragen... Ich konnte am Abend das Café ein wenig dekorieren; Musik, Kerzenlicht und Blumen durften natürlich nicht fehlen, um ihnen auch noch ein wenig in diese Richtung beizubringen. Schön war der Moment, als die Mädels dann in den Raum kamen. Sie hatten sich unheimlich herausgeputzt und konnte kaum glauben, was sie erwartete! Nach dem ersten Gang verwandelte sich das Café recht schnell in eine Disco; es wurde gesungen und getanzt, immer um den Tisch herum. Auch wir in der Küche nebenan hatten viel Spaß! Der Abend endete in einem Tränenmeer von Rührung und Entzücken - wer hätte das gedacht?
Ansonsten mussten wir mal wieder eine Abschiedsparty für Emmi, eine Freiwillige, organisieren. Die Kinder lieben ihre Aufführungen! Sie hatten einige Tänze und Gesänge, zum größten Teil unter Eigenregie, einstudiert. Beendet wurde der Abend mit einer Disco und Kakao.
Ein großes Ereignis war die Graduation einer unserer studierenden Mädels; wir waren alle mit auf ihrer Abschlussfeier. Sehr interessant, das zu erleben! Es wurden keine großen Reden gehalten, mehr getanzt, gesungen und gegessen... Die Reden, die es gab, waren zu meiner Überraschung auf Französisch; man möchte halt seine Weltgewandtheit präsentieren. Da der Studiengang "Tourisme" war, sind die Fremdsprachen ja noch umso wichtiger. Wir waren die einzigen Vazah, von allen Seiten beobachtet! Am Nachmittag wurden wir dann auf die Bühne gebeten und uns wurde für die Arbeit, die wir für die Kinder
Madagaskars tun, gedankt - ihr seht, die Madagassen sind ein unheimlich nettes Völkchen! Zum Glück hatten wir auch den Projektmanager in unserer Vazah-Gruppe und er konnte gleich noch ein bisschen Werbung auf Madagassisch anbringen. Weiße, die Madagassisch sprechen, werden sehr bewundert!
Ich habe mich jetzt auch noch mal mehr um das Madagassische bemüht, eine unserer Mädels gibt mir ein paar Unterrichtsstunden. Es ist aber doch eine große Aufgabe - ganz anders zu lernen als Englisch, Französisch oder Italienisch!
Jetzt noch zu meinen persönlichen kleinen Erfolgserlebnissen! Ich habe letzte Woche einen der schönsten Morgen bisher im Childcare verbracht. Und es war so einfach... Um Babys glücklich zu machen, braucht man dann eben doch manchmal nur eine Schüssel mit Wasser und ein Paar Spielsachen, die schwimmen. All meine kleinen Schätzchen konnten auf einmal ganz ohne Zanken und Weinen gemeinsam spielen, das war eine bemerkenswerte Neuerung! Ich war trotzdem leider viel zu beschäftigt, um Fotos zu machen! Vielleicht kann ich aber noch welche besorgen...
Auch mit meinen T1’s, vergleichbar mit dem ersten Schuljahr, mache ich langsam Fortschritte. Ich habe eine neue Technik entwickelt, um sie erst mal zum Sitzen und Zuhören zu bringen. Ich lese ihnen jetzt immer zu Beginn der Stunde eine Geschichte vor und sie müssen dann Elemente daraus malen... So lernen sie gleich auch noch ein bisschen Französisch, denn so viel verstehen sie noch nicht wirklich davon. Dementsprechend interessant sind auch die Bilder, die entstehen. Ich werde meine T1’s jetzt, wo Emmi gegangen ist, wohl auch noch in Englisch übernehmen, eine weitere Herausforderung! Vielleicht gewöhnen sie sich aber auch ganz gut an mich, wenn ich mehr Stunden bei ihnen habe - bei ihrer madagassischen Lehrerin können sie sich ja auch halbwegs benehmen!
Da es im Moment ja recht schwierig ist, auch mal ein wenig Freizeit zu bekommen, und weil ich immer auf der Suche nach schönem Fabric bin (Die Richtung Tana und der Marché de Tissue dort sind absolut tabu!), bin ich an einem Samstag mit auf den Markt in Mahitsy gegangen. Ein echt afrikanischer, riesiger Markt hat mich dort erwartet. Menschenmengen, unglaubliche Gerüche... eine wunderbare Erfahrung. Dort kann man echt alles finden, von leeren Colaflaschen über Trockenfisch bis hin zu Radios, Stoffen und Kleidung. Zum Glück waren wir so spät, dass in der Fleischabteilung wenigstens alle Tiere schon tot waren und ich mir diese Geräuschkulisse ersparen konnte...
Ich bin, wie ihr seht, also wieder um einige Erfahrungen reicher.
Ich hoffe, man hört nicht zu viel Schlechtes über Mada, es ist eigentlich so ein tolles Land!

20
Feb
2009

„Enin Vaovao?“

„Enin Vaovao?“ - Madagassisch für „Gibt’s was Neues?“. Standardantwort, weil es viel zu schwierig ist, "ja" zu sagen und die Neuigkeiten zu berichten, ist dann eigentlich „Tsia“.
Ich habe aber natürlich wieder ein wenig zu schreiben, wenn auch im Moment wegen der politischen Situation nicht so viel passiert. In Akany hat man ja trotzdem immer irgendeine Aufgabe.
Apropos Politik, hier finden abends jetzt immer von der Heimleiterin geführte Diskussionsrunden zur Politik statt; eine sehr gute Idee, denn sonst bekommen die Kinder eigentlich nur Gerüchte mit, die sie z.B. in den weiterführenden Schulen hören. Als weitere Neuerung habe ich in der Bibliothek Zeitungen einführen dürfen, die die Kinder mit den nötigen Infos versorgen können. Sie werden sehr interessiert gelesen.
Seit das neue Term begonnen hat, habe ich einige weitere Klassen übernommen. Ich unterrichte jetzt etwas Englisch bei den Ménagère. Sie müssen erst noch die Grundlagen lernen, einige haben früher aber auch schon Englisch gehabt. Ganz verschiedene Ausgangslagen - vor allem, wenn man dann noch eine neue Schülerin bekommt, die Analphabetin ist und erst lesen und schreiben lernen muss. So lerne ich immer wieder, mit neuen Dingen umzugehen!
Meine Infoklassen, die ich ja, seit ich hier angekommen bin, nahezu jeden Wochentag zu unterrichten hatte, konnte ich jetzt wieder an die "richtige" madagassische Lehrerin abgeben, die bis jetzt in einer Babypause war. Es ist für mich sehr schön, nun eben auch mal andere Fächer unterrichten zu können.
Was mich jede Woche ganz schön mitnimmt, sind die Unterrichtsstunden bei den Kleinen; sie haben Kunst bei mir. Das bedeutet ein ganz wuseliger Haufen Kinder, der natürlich erst begeistert die Farben bestaunt (sie hatten vorher keinen Kunstunterricht) und dann doch ziemlich schnell das Interesse verliert. Gestern haben wir zum Beispiel Schlangen gezeichnet. Einige haben diese Aufgabe mit Hingabe bearbeitet, andere hatten keine Lust und waren nach 10 Min. fertig. Und was macht man dann? Ich kann ja nicht einfach sagen, dass die Schlangen zu hässlich sind! Mit der Zeit finde ich bestimmt gute Lösungen!
Wenn meine Kunstklassen beendet sind, werden die Bilder dann immer in der großen Halle, wo gemeinsam gegessen wird, aufgehängt; so versuche ich, den Raum etwas lebendiger zu gestalten. Leider sind die meisten Kunstgegenstände nach ein paar Tagen aber schon verschwunden; die Kinder wissen einfach nicht damit umzugehen, werden es aber in diesem Jahr noch lernen!
Außerdem bin ich gerade dabei, auch für unsere Babys ein wenig Zugang zu Farben herzustellen. Sie hatten teilweise noch nie einen Stift in der Hand und wissen erst gar nicht, was man damit machen könnte; schön, ihnen das zu zeigen - auch wenn die Reinigungsarbeiten danach nur noch mit halb gerissenen Nerven erledigt werden können!
Neben den Unterrichtsstunden im Alltag gibt es dann natürlich auch noch die Wochenenden, die gestaltet werden müssen; letzte Woche war es wirklich sehr schön. Es war ja Valentinstag, also wurden erst Herzen gebastelt... und am Abend gab es eine tolle Disco, bei der sich alle vergnügten! Sogar die Childcare Kids waren für die Party im Batiment. Ein unheimlicher Spaß der Versuch, mit ihnen auf den Schultern der madagassischen Musik halbwegs im Takt zu folgen! (Musik und Tanzschritte sind so schon viel zu schnell für mich!)
Da die Nacht lang war ( es ging bis 10 ;-) ), war der nächste Tag dann ganz dem Ausruhen und Entspannen gegönnt. Ich hatte nachmittags endlich mal die Möglichkeit, joggen zu gehen... das erste Mal in Madagaskar! Hier ist das wohl doch eher etwas Seltenes, man konnte die Verwunderung auf den Gesichtern der Madagassen förmlich sehen!
Und noch mehr Sport: Jeden Dienstag und Donnerstag haben wir Volunteers jetzt immer um fünf am Morgen eine Aerobic-Stunde angeregt. In Deutschland würde da doch nie jemand hingehen, hier hingegen haben wir schon in der ersten Stunde mit 20 Mädels einen großen Erfolg gehabt. Es ist eine sehr schöne Möglichkeit, den Tag zu beginnen!
Ein kleines Erfolgserlebnis muss ich jetzt auch noch erwähnen. Es gibt hier ja auch das Halfway-Haus, wo viel künstlerisch gearbeitet wird. Ich habe dort mal ein wenig zugeschaut und durfte auch meine Ideen einbringen, d.h. dort wird jetzt eine Tasche geschneidert, die ich "designt" habe. Ich bin schon ein bisschen stolz und werde noch weitere Ideen beitragen. Nebenbei, falls jemand von euch nette Ideen für Näharbeiten (auch Schnittmuster für Taschen!), Schmuck, Spielzeuge... hat - ich würde mich freuen, von euch zu hören!!

6
Feb
2009

Abenteuer pur!

Abenteuer pur!
Ich hoffe, ihr habt euch noch keine Sorgen gemacht,
weil ich mich ja nun schon etwas länger nicht mehr hier gemeldet
habe und weil der eine oder andere sicher auch schon über die
politischen Unruhen hier in Madagaskar gehört hat.
Ich war auf Reise!
Wir sind genau am Tag der großen Demo, als auch die Radiostation hier in Tana abgebrannt wurde, gestartet und haben erst zwei Tage später selbst etwas von den Problemen zu spüren bekommen. Da waren wir nämlich in Fianarantsoa und haben eine große Menschenansammlung im Stadtzentrum bemerkt. Weil wir nicht wussten, was los war, haben wir es vorgezogen, uns ins Hotel zurückzuziehen. Von der Terrasse aus konnten wir dann erst den brennenden Radiosender bewundern und später die Leute beobachten, die die Supermärkte der Stadt plünderten (weil Supermärkte fast nur Produkte aus Betrieben des Präsidenten
vermarkten). Diese Situation hat mich doch ganz schön beunruhigt, aber vor der Rückkehr nach Tana wurde man gewarnt, weil es dort noch viel schlimmer sein sollte.
Auf der Reise haben wir immer wieder mit Franzosen gesprochen, die uns die Lage doch ein bisschen zu übertrieben geschildert und uns immer wieder absolut verunsichert haben. Um den ganzen Aufständen ein wenig aus dem Weg zu gehen, änderten wir unsere Reisepläne und sind erst einmal in den Nationalpark Ranomafana geflohen. In weniger als drei Stunden aus der kleinen Hölle ins Paradies!
Unbeschreiblich die ersten Eindrücke von einem Urwald! Die Geräusche und Gerüche und Farben... alles ist viel intensiver und wunderbar. Da wir am ersten Tag im Nationalpark zunächst einen Guide organisieren mussten, hatten wir dort noch Zeit, auch die heißen Quellen der Umgebung zu genießen, denn Ranomafana bedeutet nichts anderes als heißes Wasser. Es tat wirklich gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Am zweiten Tag dort haben wir dann um fünf Uhr morgens unsere Exkursion in den Regenwald angetreten. Gemeinsam mit unserem Guide Dauphin und einem Spurensucher haben wir alles versucht, um die Lemuren zu Gesicht zu bekommen, waren leider nicht super erfolgreich. Jedoch ich habe einen nachtaktiven und einige sportive Lemuren beobachten können. Viel beeindruckender fand ich aber mal wieder die Geräuschkulisse, die durch Grillen und Baumfrösche verursacht wird. Wir sind dann den ganzen Tag durch den Dschungel geturnt, haben diverse seltene Tiere wie Saftkugler, Giraffenhalskäfer und Groundroller beobachten können, viele Pflanzen und eine unvergessliche Landschaft gesehen. Am späten Nachmittag sind wir dann auf kleinen Pfaden direkt bis ins Dorf zurückgelaufen und so in Kontakt mit den Ureinwohnern des Waldes gekommen. Mir scheint, dass es sehr arme, aber glückliche Menschen waren.
Am nächsten Tag haben wir unsere Reise bis ans Meer nach
Manakara fortgesetzt, die Fahrt im Taxi-Brousse war auf dieser Etappe unheimlich anstrengend. Wir waren zwischen leicht besoffenen madagassischen Männern eingequetscht und auf dem Zwischenstopp hat uns einer der vorher erwähnten Franzosen ordentlich Angst gemacht. Da es in Madagaskar unheimlich heiß war und das Meer einfach viel zu einladend war, sind wir natürlich schwimmen gegangen - auch wenn der Lonely Planet vor Haien gewarnt hat, es war anscheinend nicht deren Saison. Auch die Küste ist eine traumhafte Region. Auf eine Fahrt in einer Piroge durch den Kanal von Pangalen musste ich aber auf Grund von weiteren Demos verzichten...
Am nächsten Tag mussten wir dann den einzigen fahrenden Zug zurück nach Fianarantsoa ausnutzen, denn seit Beginn des Jahres ist eine der beiden Lokomotiven kaputt, der Zug fährt also nur noch einmal in der Woche. Erst sind wir ganz schön komfortabel gereist, hatten viel Platz und konnten sehr viel sehen und beobachten. In jedem Dorf hielt die Bahn, die Fahrgäste handelten mit den Dorfbewohnern, kauften Unmengen von Bananen und Früchten und Hühnern... Wir haben unsere Bananen von einer 103- jährigen Dame erstanden. Am Mittag hielt der Zug dann mal für etwas längere Zeit, man hatte wohl technische Probleme. An diesem Bahnhof sind auch noch eine ganze Menge Menschen zugestiegen, so dass es etwas unbequemer wurde... zuerst hatte ich ein Mädchen auf dem Schoß und dann noch einen kleinen Jungen, super süß, aber mit der Zeit recht schwer! Dann begann die Reise immer länger zu werden, der Zug hielt immer wieder, teilweise auch recht lange, oder fuhr sogar rückwärts. Es wurde dunkel, wir waren mitten im Urwald. Beim nächsten Dorf wurden dann Kerzen gekauft, denn es gab ja keine Beleuchtung. War sehr romantisch mit einer Kerze in der Mülltonne! Aus den gut neun Stunden Fahrt sind so ganz schnell 20 geworden und wir sind mitten in der Nacht, halb zwei am Morgen, am Zielort angekommen. Die letzten zwei Stunden haben wir übrigens einen Kilometer vor dem Bahnhof auf die Lok gewartet, die angeblich genau dann repariert werden musste. In Wirklichkeit hat sie aber andere Waggons mit wer weiß was für Gütern in Sicherheit gebracht. Wohl oder übel mussten wir also dann mitten durch die Nacht, um uns ein Hotel zu suchen, obwohl ja im Moment eine Ausgangssperre herrscht. Hatte ganz schön Angst! Wir sind dann natürlich auch den nächst besten Polizisten in die Arme gelaufen. Da wir aber schon eine sechsköpfige Gruppe von Vazaha waren, haben sie uns geglaubt, hatten wohl Mitleid und haben uns ohne Murren weiterziehen lassen.
Tags drauf mussten wir natürlich erst ausschlafen und haben dann die ruhige Lage in Fianar genutzt, um die Stadt und ihr altes Zentrum zu bewundern. Das war auch mal ein sehr interessanter Eindruck. Im Hautville (der Altstadt) fühlte man sich wie in Europa in einer netten alten Stadt!
Dann waren die Ferien auch schon fast zu Ende. Wir sind nur noch ein ganz kleines Stückchen Richtung Süden nach Ambalavao gefahren, wo wir eine wunderbare Wanderung auf einen Berg im Anja- Reserve gemacht, Höhlen und Gräber der Betsileo angeschaut, uns im Lianenklettern versucht haben und noch einige Kattas ganz nah bewundern konnten. Meinen Traum vom zweithöchsten Berg M’cars musste ich auf Grund der Regenzeit leider verschieben.
Tag drauf ging es nachmittags schon auf die Heimreise. Morgens haben wir uns aber noch den Zebumarkt und die Seidenproduktion angeschaut. Zebus können ganz schön Angst einflößend sein, wenn sie auf dich zu rennen! Ich habe auf jeden Fall Reißaus genommen ins nächste Gebüsch, die Madagassen
aber auch!

13
Jan
2009

Start ins Jahr...

Ich muss mal wieder meine Neuigkeiten loswerden! Da heute Sonntag ist, habe ich mir doch einfach mal die Zeit genommen, euch zu schreiben. Ich sitze jetzt gemütlich in der Sonne bei gut 30 Grad und kann mir nicht mehr vorstellen, wie sich der Winter bei euch so anfühlt!
Anfangen sollte ich wohl bei Silvester. Ja, ich habe bis Mitternacht gefeiert und bin nicht wie sonst früh um 8 Uhr ins Bettchen. Wir hatten zunächst ein großes Essen, Nudelsalat anstelle von Reis - war wirklich mal was anderes! Der Abend ging dann mit Karaoke und Tanz weiter; auch ich habe später am Abend noch singen müssen, zum Glück gemeinsam mit allen Volontären. Außerdem habe ich mir den madagassischen Tanz erklären lassen und egal, was man macht, man wird bestimmt ausgelacht! Um Mitternacht waren wir dann eine ganze Zeit damit beschäftigt, uns gegenseitig ein gutes neues Jahr zu wünschen... Danach ging es damit weiter, uns die guten Vorsätze mitzuteilen - echt eine Herausforderung mit meinen drei Wörtern Madagassisch.
Den Neujahrstag werde ich so schnell auch nicht vergessen. Er hat für mich ganz wie üblich schon um 5 Uhr begonnen - eigentlich aber nur aus Versehen, weil die Sonne mich geweckt hat. Das war bis jetzt der schönste Sonnenaufgang meines Lebens! Ich war so verzaubert, dass ich barfuß eine kleine Wanderung gemacht habe, um den Morgen zu genießen.
Weiter ging der Tag dann um 7 Uhr. Wir Volontäre hatten zum Vazaha-Breakfast eingeladen... Auf Grund der Überzahl an englischen Freiwilligen gab es Porridge, aber auch Brot mit Marmelade und Butter, außerdem Kakao. Es war schon eine sehr interessante Erfahrung, hier für über 120 Personen zu kochen. Erste Hürde war es, das Feuer anzuzünden; das hat gut eine halbe Stunde gedauert. Danach lief aber alles sehr gut. Den Nachmittag hatten wir dann frei, wir mussten ja auch noch einigen Schlaf nachholen.
Anfang des Monats habe ich mich dann auf das kleine Abenteuer "Zwischenseminar für Weltwärts" begeben. Ich musste meinen Weg durch Tana ganz alleine finden... Wie ich so bin, hatte ich erst ein bisschen Angst, aber es hat wirklich gut geklappt. Ich bin von hier mit dem Taxibe nach Tana gefahren, ein bisschen durch die Straßen geirrt, bis ich die richtige Buslinie gefunden hatte, und dann zum Treffpunkt gefahren. Dort musste ich mich dann weiter durchfragen... aber die Madagassen sind ja super hilfsbereit.
Leicht erstaunt war ich dann, als sich herausstellte, dass es nur zwei weitere Seminarteilnehmer gab und wir zwei Leiter hatten. Die ersten Tage dort haben wir viel über die Projekte gesprochen und diskutiert, einen weiteren Tag haben wir für eine Exkursion nach Tana genutzt, um uns andere soziale Projekte anzuschauen. Das war zwar ein anstrengender, aber auch sehr informativer Tag. Morgens sind wir erst zu einem Aidsprojekt, dann zu einem Straßenkinderprojekt und nachmittags zum staatlichen Behindertenprojekt (ein Reinfall!) gegangen. Gerade durch das Straßenkinderprojekt habe ich gemerkt, wie gut unsere Kinder es in Akany haben. Hier haben sie die Chance,
Schulabschlüsse zu machen, haben immer irgendwelche Aktivitäten... Das Behindertenprojekt hat mir wirklich zu denken gegeben. Behinderte, die dort zur Schule gehen dürfen, müssen in der Lage sein zu schreiben... dann sind sie ja kaum behindert! Zum Glück gibt es aber auch einige private Projekte für Behinderte. Ich möchte so schnell wie möglich mal mit einem unserer Mädchen ihre Schule besuchen, um doch noch einen anderen Eindruck von dieser Seite Madagaskars zu bekommen.
Nicht unbedingt super war ein Abend in Tana, wo wir uns mit anderen deutschen Praktikanten getroffen haben... eine andere Welt! Vor allem die Heimreise war sehr aufregend... wir konnten kein Taxi finden und sind mitten durch Tana gelaufen... im Nachhinein wurde mir gesagt, dass man das nicht unbedingt machen sollte!
Nach den vier Tagen war ich richtig froh, wieder hier anzukommen; ich habe die Kinder schon wahnsinnig vermisst. Es ist so toll, wenn man dann von Kindern, die einem entgegen rennen und „Silja, Silja!“ rufen, begrüßt wird. Schlecht an der Seminarwoche war außerdem, dass ich den Start ins neue Halbjahr nun etwas verspätet beginnen kann und meine Klassen erst ausgefallen sind. Nur vier Tage und so viel verpasst!
Es gibt auch neue Fotos zu bestaunen.

1
Jan
2009

Tratry ny krismasy

Nun schnell mal wieder ein kleiner Bericht! Man findet ja kaum Zeit zu schreiben, Entschuldigung! Bevor ich es vergesse, wünsche ich euch lieber jetzt auch ein gutes neues Jahr.
Weihnachten war super schön hier, aber auch total anders. Allein die Temperaturen waren unglaublich! Habe mir einen Sonnenbrand zugezogen, weil ich den ganzen Tag mit den Kids draußen gespielt habe. Das eigentliche Weihnachtsfest fand hier ja schon am 20. Dezember statt, eine Riesenparty mit vielen Besuchern und natürlich auch Geschenken für die Kinder. Grund für das verfrühte Weihnachtsfest war, dass einige Kids über Weihnachten in ihre Familien zurückkehren und die Party von Akany nicht verpassen sollten. Kleine Anmerkung zu den Geschenken, lieber Linus, ich kann deine Beobachtungen nur bestätigen. Wenn Spielzeug hier einen Tag überlebt, kann es durchaus stolz auf sich sein! Die meisten Autos, die es dieses Jahr gab, hatten aber schon
nach 20 Minuten den ersten Reifen verloren. Am 25. gab es dann noch eine zweite kleine Feier, die sich aber auf gutes Essen und ein kleines Geschenk von den Volontären beschränkte.
Den Nachmittag habe ich mit einer super Beschäftigung verbracht. Ich habe einen Reißverschluss in das schönste Kleid von einem meiner ganz besonderen Schätzchen genäht. Sie fuhr am Tag darauf auf Besuch zu ihrer Mama und war ganz traurig, weil sie ihr Kleid von der Konfirmation nicht hätte mitnehmen können. Ich bin jetzt also Adresse Nummer Eins für Flick- und Näharbeiten!
Ansonsten sind hier jetzt Ferien und das bedeutet immer extra viel Arbeit für uns, denn die Kids wollen ja beschäftigt sein. Morgens ist immer ein kleines Gartenprojekt geplant, das fast nie stattfindet. Es gibt ja so viele andere Dinge, die wesentlich interessanter sind! Nachmittags organisieren wir dann meistens Spiele oder Filme. Ganz besonders schön war ein Sportwettkampf, für den wir sogar ein Klettergerüst gebaut haben. Drum herum gab es viele andere schöne Aktivitäten wie zum Beispiel Seilspringen, Balancieren, Fußball und ein Spinnennetz. Der Tag war unheimlich anstrengend, aber dafür umso schöner.
Abends haben wir dann eine kleine Abschiedsparty für Charlie
veranstaltet, einer Volontärin, die jetzt nach Hause fliegt. Kaum zu glauben, ich habe jetzt die Rolle der „ältesten“= am längsten hier anwesenden Freiwilligen übernommen und muss alle Neulinge einarbeiten. Zum Glück habe ich aber wieder neue Verstärkung aus England bekommen, Laura bleibt für acht Monate.
Ganz grauenhaft, aber für die Kids immer am allerbesten, verlaufen die Kino-Nachmittage, an denen wir Filme mit einem Projektor zeigen. Meistens ergreife ich die Flucht... Highschool Musical 1, 2 und 3 in weniger als einer Woche und dann noch ein „Dance Along“ Tanzworkshop - wer möchte mit mir tauschen? Aber meine Schätzchen lieben es einfach.
Super genossen habe ich auch eine Wanderung, die wir mit unseren kleinen Jungen gemacht haben. Wir sind bis auf einen hohen Berg mit einem sehr idyllischen kleinen See gelaufen und haben dort eine Pause eingelegt, war ein sehr schönes Ziel! Auf dem Rückweg habe ich die meiste Zeit mit Wettrennen und Joggen zugebracht. Bei Hitze doch eine etwas seltsame Beschäftigung, für die man komisch angeschaut wird, erst recht wenn man ein Vazaha ist. Mir war es egal, es hat einfach riesigen Spaß gemacht und mich an meine alten Jogginggewohnheiten in Deutschland erinnert... Hier ist Joggen auf Grund der widrigen Straßenverhältnisse in der näheren Umgebung nicht wirklich möglich, bzw. ich habe zu viel Angst um meine Knöchel!
Dadurch dass Charlie jetzt nicht mehr hier ist, habe ich weitere
Aufgaben bekommen, die eigentlich auch von anderen Volontären übernommen werden sollten... aber die Bibliothek macht mir grade echt Spaß. Ich organisiere im Moment noch ein neues Regal, um den Kindern Schulbücher zugänglich zu machen, die sonst nur im Donationsroom vegetieren. Die Stunde Arbeit in der Bibliothek ist auch mal einfach eine Stunde, in der man sitzen kann - nach einem Tag des Organisierens und Rumrennens eine schöne Abwechslung!
Ein kleines Projekt, das ich mir für die nächsten Monate vorgenommen habe, ist übrigens Jonglieren. An einem Abend habe ich nur ein bisschen alleine für mich geübt, als zwei meiner neuen Mädels sich dazugesellt haben und erst nur beobachteten. Natürlich habe ich ihnen die Bälle zum Probieren überlassen... sie konnten es. Bevor sie hier angekommen sind, haben sie auf dem Land gelebt und dort ist Jonglieren eine übliche Beschäftigung, denn es gibt Guavenbäume en masse... und die eignen sich wohl ganz besonders gut zum Jonglieren! Ich werde es in der richtigen Saison ausprobieren! Habe auf jeden Fall jetzt reichlich Jonglierbälle aus Reis und Luftballons gebastelt und wann immer eine Zeitspanne ohne Beschäftigung entsteht, biete ich in den Ferien Jonglieren an. Es ist toll, die Fortschritte, die die Kinder sehr schnell machen, zu beobachten! Hoffe, ich kann Jonglieren nach den Ferien dann wirklich in den neuen Stundenplan einfügen.
Heute ist wieder viel Sport angesagt... ein kleiner Wettkampf. Ich denke, die Kids werden ihren Spaß haben. Bis bald, ich muss mich jetzt an die Organisation machen!

19
Dez
2008

...

Grade Mal Zeit für eine kurze Zusammenfassung meiner letzten Wochen.
Sie waren sehr anstrengend und ich hatte nicht wirklich Zeit, um Pause zu machen! Resultat war eine kurzfristige Grippe, die ich aber zum Glück durch einen Tag im Bett wieder kurieren konnte. Was einem an solchen Tagen dann aber wirklich wieder Mut macht, sind die Kinder. Habe noch nie so netten Besuch von meinen ganz besonderen Schätzchen gehabt, als ich krank war!
Was muss ich sonst noch so berichten? Es ist immer schwierig, einen Anfang zu finden.
Fangen wir doch am besten mal mit den Kraftakten an. Um Zahlen zu nennen: Wir Freiwilligen haben die Weihnachtsgeschenke der Kids gepackt, 120 an der Zahl. War aber auch mal eine sehr schöne Beschäftigung!
Außerdem sind wir immer für Sachen, die gerne vergessen
werden, zuständig. So ist letzte Woche eine Reis- und Bohnenspende des World-Food-Programs von 2 Tonnen eingetroffen, auf dem Hof abgeladen und dort erst einmal vergessen worden. Da wir ja ahnen konnten, dass es genau in dieser Nacht regnen wüirde und niemand zuständig war, den Reis in den Lagerraum zu bringen, haben wir es uns schnell zur Aufgabe gemacht.
Der andere Knochenjob, den ich noch mit begleitet habe, war das Abreißen eines alten Hauses, das die australischen Freiwilligen wieder aufbauen möchten. Auch das war in der Hitze des Tages nicht so einfach! Diese Arbeiten sind jetzt zum Glück aber auch abgeschlossen.
Eigentlich hatte ich es mir jetzt zur Aufgabe gemacht, wieder die frühen Morgenschichten im Childcare zu übernehmen. Es läuft dann aber tatsächlich darauf heraus, dass ich von morgens 5 bis abends um 6 Uhr arbeite - sprich, ich muss mir doch mal noch etwas überlegen, um den Tag für mich zu vereinfachen. Die Morgenschichten im Childcare sind immer unglaublich schön; es macht mir Spaß, die Kleinen zu waschen, zu wickeln, anzukleiden... Morgens sind sie auch noch nicht müde und knöttern nicht!
Wir haben wieder einige neue Kids bekommen. Ganz besonders mitgenommen hat mich die Geschichte eines kleinen Babys (eigentlich schon 3 Jahre alt, sieht aber aus wie 11 Monate). Es ist mir bei einer meiner Morgenschichten zum ersten Mal begegnet, hat einfach da gesessen und geweint. Ich habe es auf den Arm genommen, es hat sich sofort unheimlich fesgeklammert... nach und nach habe ich dann bemerkt, dass es nicht richtig laufen kann. Es hat wohl, duch Mangelernährung hervorgerufen, unglaublich viele Probleme, kann noch nicht sprechen und sieht einfach aus wie 12 Monate. Ganz viel kann man aber anscheinend für das kleine Kerlchen nicht tun; es wird nach einem Monat wieder zurück in seine Familie gehen... eine Tatsache, die mich sehr mitgenommen hat. Sicherlich ist eine Familie sehr wichtig für ein Kind, aber ich glaube, die Kleine hätte bessere Chancen, wenn sie hier bleiben und man ihr alle möglichen Unterstützungen bieten könnte. Ich bezweifele, dass sie je in eine Schule gehen wird, wenn sie zurückkehrt.
So, jetzt noch kurz zu anderen prägenden Erlebnissen hier in M’car!
Wir Freiwilligen waren letzte Woche auf ein Barbecue eingeladen. Wer dahinter gesteckt hat, war uns auch nicht so ganz klar - war auf jeden Fall grauenhaft! Eine ganz andere, reiche Seite von Madagaskar! Sehr interessant mal zu sehen - jetzt kann ich aber sagen, ich würde nicht noch mal dort hingehen. Die Party fand im Park eines riesigen Hauses mit sämtlichen Schikanen statt. Unbedingt anmerken sollte ich natürlich den hohen Zaun, der dieses vollkommen andere Leben von der Wirklichkeit Madagaskars abgrenzt. Interessant fand ich auch, dass die Häuser in dieser Umgebung alle durch den korrupten letzen Präsidenten gebaut und an seine „Freunde“ verschenkt wurden... Das war auf jeden Fall mal ein ganz anderes Erlebnis und ich weiß jetzt, dass es hier auch ein anderes Leben gibt!
Jetzt will ich auch schon wieder Schluss machen... mal schauen, wann es mir wieder gelingt, euch zu schreiben. Weihnachten steht vor der Tür; ich bin schon ganz gespannt, 120 aufgeregte Kinder zu sehen!
Euch natürlich auch allen ein tolles Weihnachtsfest!

9
Dez
2008

...

Zeit, euch mal wieder auf den neuesten Stand zu bringen!
Ich bin jetzt, glaube ich, wirklich angekommen... habe mich absolut dem neuen Lebensrhythmus angepasst und stehe morgens um fünf mit der Sonne auf. Dementsprechend gehe ich dann aber auch früh schlafen... ob ihr’s glaubt oder nicht, meistens um acht Uhr. Außerdem genieße ich jetzt auch zweimal am Tag eine Reismahlzeit. Am besten schmeckt mir die Reissuppe am Abend, solltet ihr mal probieren! Einfach Reis mit viel Wasser kochen, etwas salzen und für ein Festmahl ein bisschen Gemüse beifügen oder Erdnüsse. Außerdem bin ich zum ersten Mal in den Genuss von Maniokblättern gekommen, auch etwas ganz Spezielles!
Jetzt aber mal zu der wichtigen Seite meines Lebens hier, der Arbeit. Die Aufgaben ändern sich ständig. Ich habe jetzt zu meinen Computerklassen noch ein paar Englischstunden übernommen. Eigentlich würde ich mit den Menageries auch noch gerne Französisch machen, habe aber leider nicht genug Zeit, alle Nachmittage sind schon belegt.
Auch morgens habe ich jetzt leider nicht mehr so viel Zeit für die Babys, denn ich helfe bei einem Bauprojekt mit. Zwei australische Freiwillige erneuern eines der Häuser bzw. reißen es im Moment ab; die Steine werden recycelt und für die Straße genutzt. Diese Arbeit ist ganz schön anstrengend, vor allem auf Grund der Temperaturen - macht aber auch ganz viel Spaß.
Nebenbei, ich habe jetzt ein neues Hobby: Kochen. Aber nicht so, wie ihr denkt - nein, ich koche nur noch auf dem Sonnenofen... schmeckt viel besser, denn man hat ja quasi ohne Energieverbrauch gekocht. Das ist so eine Sache, an der ich merke: Verdammt, ich bin in Afrika!
Jetzt noch ein Paar Sätze zu den ganz besonders besonderen Tagen, die sich nicht zu selten ergeben. Mit Can und Lona (den Australiern) und Valentina ( schweizer Freiwillige) habe ich eine Farm eines Bekannten besucht. Es ging dafür so richtig aufs Land, wunderschön und aufregend. Allein die Fahrt dorthin war ganz besonders... gar nicht so weit von der Hauptstadt, man biegt auf eine kleinere Straße, dann sind es auf einmal nur noch Pflastersteine... Schlaglöcher... am Ende, kurz nach einer unglaublich schmalen Brücke, ist kaum noch ein Weg zu erkennen. Und dann die Stille, wenn man mitten im Nichts bei einer alten Farm aussteigt... eine schöne Abwechslung zum Kinderheim-Alltag! Valentina und ich haben uns dann entschlossen, ein Stück des Rückweges zu Fuß zurückzulegen, um möglichst viel von der Landschaft zu sehen. Eine weise Entscheidung! Auf der kleinen Wanderung haben wir die einheimische Bevölkerung immer wieder überraschen können. Vazah zu Fuß...
Außerdem konnten wir so eine Beerdigungszeremonie beobachten. Der einzige Nachteil, dass wir zu Fuß umgekehrt sind, war, dass wir uns später wieder vom Auto aufpicken lassen mussten und wir ganz schön viele Wege zur Auswahl hatten... Letztendlich haben wir uns aber tatsächlich doch für die richtigen entschieden. Sind ja wieder zu Hause!
Ich bin endlich auch in den Genuss von Sportaktivitäten gekommen... mit unseren Jungs sind wir an einem Sonntag zur Croc-Farm und haben dort im Parkgelände Fußball gespielt, habe noch nie so viel Spaß gehabt - auch wenn der Ball meistens nicht dort ausgekommen ist, wo er sollte, weil das Gras auf dem Gelände ganz schön hoch war. Nachteilig war vielleicht auch die Entscheidung, direkt nach dem Mittagessen in der größten Hitze aufzubrechen... es ist teilweise unglaublich warm!
Mit einigen unserer Mädels sind wir dann am Montag zum Basketball in das Stadion von Ambohidratrimo gegangen... war natürlich wieder viel zu heiß. Wir waren nach der Wanderung dorthin schon ganz kaputt, was den Großteil aber nicht vom Spielen abhielt. Ich habe auch ein paar Minuten gespielt, dann sind wir aber zu anderen Spielen übergegangen, die weitaus spaßiger waren. Das war übrigens auch das erste Mal, dass ich barfuß endete ... ein sehr schönes Gefühl im weichen Sandboden M’cars!
Endlich ist jetzt auch der Prozess meiner Visa-Verlängerung
abgeschlossen. Der finale Trip zum Office of Interior hat noch einmal sämtliche Nerven geraubt. Wir haben dort nette drei Stunden warten müssen, um unsere Ausweise zurückzubekommen - immer mit der Angst im Nacken, dass der Schalter schneller geschlossen werden könnte als unsere Nummern aufgerufen würden.
Schön ist auch, dass ich mit Valentina jetzt eine Freiwilligen-Kollegin habe, die auch gerne die Landschaft erkundet, sprich wir unternehmen viele Wanderungen. Wir konnten so schon die schönsten Sonnenuntergänge beobachten! Auslöser für unsere erste Wanderung war unsere Suchaktion nach einem der Mädels. Sie war einfach mal für einen Nachmittag weggelaufen, ist abends dann aber doch zurückgekommen.
Ich bin jetzt anscheinend doch schon eine der älteren Voluntäre hier; so fallen mir auch Aufgaben zu wie Krankheiten kurieren. Mein erster Ausflug zum Arzt war fürchterlich interessant. Die Ärztin war die Frau aus dem kleinen Laden im Dorf... ich konnte es kaum glauben.
Auch sehr interessant fand ich einen Besuch im Krankenhaus von Ambohidratrimo... nach einer Wanderung sind wir dort gelandet und haben eine Führung angeboten bekommen. Ich möchte nicht krank werden! Als Kranker muss man dort selbst noch für seine Nahrung sorgen, die Toilette ist eine kleine Wanderung entfernt... Ich glaube, genauer sollte ich das Ganze lieber nicht mehr beschreiben!

26
Nov
2008

...

Möchte mich mal wieder kurz melden! Mir geht es gut und die Zeit vergeht wie im Flug. Es wird schon schwer, mich an alles zu erinnern, was ich euch so zu berichten habe.
Fange ich doch einfach mal mit der Wanderung an, die ich Sonntag vor zwei Wochen gemacht habe. Gemeinsam mit Linda und Maurice bin ich querfeldein durch die Reisfelder der Umgebung gestreift. Ist schon ein ganz besonderes Gefühl, denn die Wege zu den einzelnen Feldern sind ca. 20 cm breite Dämme und man muss aufpassen, dass man nicht im Sumpf landet. Ganz wunderbar ist dann immer das Zusammentreffen mit der einheimischen Bevölkerung. Alle freuen sich, einen zu sehen, egal ob man mitten in ihrem Hinterhof landet, wo sie gerade ihre Wäsche waschen, oder ihnen mit schweren Lasten beladen auf dem Weg begegnet (und sie dann noch schnell versuchen, einen Teppich o.Ä. zu verkaufen).
Wir haben uns bis zu einem kleinen Dorf durchgeschlagen, in dem wir vergeblich einen Laden suchten, da bei der Hitze des Tages ein erfrischendes Getränk schon gut gewesen wäre. Das Dorf war wieder sehr interessant aufgebaut; es gab keine Straße, man bewegte sich von Hinterhof zu Hinterhof.
Auf dem Rückweg fanden wir dann noch verschiedene tropische Früchte (ich weiß jetzt z.B., wie Ananas wächst) und konnten die tollen Zeburinder in den Reisfeldern beobachten.
Mittwoch wurde dann eine große Abschiedsfeier für Linda und Maurice veranstaltet. Die Kids hatten dafür Tänze einstudiert, die zu den 18 verschiedenen Bevölkerungsgruppen Madagaskars passten. Ein sehr gelungener Abend!
Die Arbeit macht übrigens weiterhin viel Spaß. Problematisch finde ich nur meinen Computerunterricht; er ist immer nachmittags genau in der Zeit, in der es ein Gewitter gibt, und ich also die Computer ausschalten muss. Gestern habe ich auf Grund eines sehr heftigen Gewitters noch im Computerraum gewartet und konnte die Funken aus der Steckdose sprühen sehen! Wir haben uns dann schnell dazu entschlossen, Madagassisch zu üben und zu singen, damit die Kinder nicht ganz durchdrehten, weil sie alle rote Kleidung trugen und das angeblich die Blitze anziehen soll. Meine zweite Klasse musste ich dann leider vollständig ausfallen lassen. Es ist nicht schön, die langen Gesichter der Kinder zu sehen; darum habe ich schnell eine Garage-Band-Stunde auf meinem Computer als Alternative angeboten.
Am Freitag stand wieder einmal eine Reise nach Tana an. Ich musste Geld für mein Visum bezahlen; der Tag war aber ganz nett. In dem Büro, in dem man das Geld hinterlegen muss, habe ich zufällig meine Bekannte vom Hinflug wieder getroffen, sie will auch für ein Jahr in Madagaskar arbeiten. Den Rest des Tages haben wir dann mit einem Streifzug durch Tana verbracht, um Valentia, einer neuen Freiwilligen aus der Schweiz, die Stadt ein wenig vertraut zu machen. Ganz besonders genossen habe ich dann wieder die Tatsache, dass wir schließlich bei einem ehemaligen Akany-Mädchen auf dem Balkon gelandet sind und uns das Gewusel der Tausende von Menschen mit etwas Abstand anschauen konnten. Außerdem habe ich es geschafft, Postkarten zu finden - vielleicht kommt demnächst mal eine Nachricht von mir bei euch an!
Letzten Sonntag habe ich die längste Zeit meines Lebens in der Kirche verbracht. Morgens von 6 bis 9 Uhr die normale Messe und nachmittags dann noch mal von 2 bis 5 Uhr, weil Akany seinen 45. Geburtstag gefeiert hat. In der Messe am Morgen war ein Missionar aus Südafrika zu Besuch, der die Predigt gehalten hat; sie war also auf Englisch und wurde ins Madagassische übersetzt, höchst interessant, aber nicht wirklich meinem Glauben entsprechend. Nachmittags war dann alles auf Madagassisch und ich habe angefangen, die Lieder mitzusingen.
Vermehrt gehe ich jetzt abends zum Homeworkclub, ist eine nicht so einfache Aufgabe! Außerdem liebe ich die Besuche im Halfway, wo die älteren Mädchen Taschen und Papier usw. herstellen.
Eine Kleinigkeit mehr möchte ich euch jetzt doch noch erzählen. In der Küche (eine Feuerstelle draußen) bin ich gestern auf eine kleine Stabheuschrecke gestoßen. Die Kinder hatten Angst davor; ich habe meine Becherlupe geholt und wir haben das Tier erstmal gründlich studiert. Ganz toll fand ich, dass am Ende doch einige das kleine Wesen einmal auf die Hand genommen haben. Sie haben gelernt, dass nicht alle Insekten beißen und dass man auch diese mit Respekt behandeln muss!
Jetzt aber Schluss. Ich versuche mal wieder, Bilder hochzuladen; vielleicht klappt es ja jetzt! Bis bald!
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Mein Jahr auf Madagaskar

Allons! En route vers des horiszons nouveaux et de nouvelles aventures!

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Zuletzt aktualisiert: 13. Okt, 17:52

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