26
Okt
2008

...

Ich muss euch wirklich schon wieder schreiben, es gibt unheimlich viel zu berichten!
Am letzten Mittwoch musste ich mich überall im Dorf vorstellen. Wenn man in Madagaskar in einem Dorf leben möchte, muss man erst zum Bürgermeister gehen. Um zum Bürgermeister zu kommen, muss man aber erst noch zwei andere Büros abklappern, in denen man Unterlagen über seine Herkunft... abstempeln lassen muss. In den Büros saß jeweils eine unheimlich alte Dame, die dann im Schneckentempo die Anträge bearbeitet. Jetzt denkt bloß nicht, dass es in den Büros einen Computer gibt, es gibt auch keine Schreibmaschine! Alles wird ganz langsam mit der Hand geschrieben und dann gibt es unheimlich viele Stempel. Einen Stempel für die Art des Antrages, einen für die Durchführung ... und zum Schluss noch einen mit dem Datum! Am Ende waren ohne Übertreibung mehr als zehn Stempel auf meinen Unterlagen.
Der Bürgermeister selbst war sehr nett, er hat mich auf Madagassisch begrüßt und dann auf Französisch gefragt, wo meine Heimat ist. Dann hat er mich ganz freundlich auf Deutsch gegrüßt.
In den ersten Tagen habe ich schon, weil Tammy ( eine Freiwillige ) bald geht, zwei kurze Ausflüge unternommen. Der erste ging zur Croc Farm, ein Nationalpark, den ich aber eher als Mini-Zoo bezeichnen würde, wo -wie es der Name sagt- Krokos gezüchtet werden. Außerdem gibt es dort ein paar frei lebende Lemuren und viele Chamäleons... eben alle typisch madagassischen Tiere.
Viel interessanter als den Park selbst fand ich unsere Anreise mit dem Taxi-Be. Es ist ein Minibus, in dem sich die Leute nur so stapeln! Und nicht nur Menschen sind im Bus, nein auch Tiere! Es ist eben das günstigste Fortbewegungsmittel. Für eine Fahrt bezahlt man 300 Ariar, das ist ein so kleiner Betrag, dass ich ihn nicht einmal umrechnen kann!
Der Park lag dann so ungefähr im Nirgendwo... dahin
fuhr nicht einmal ein Taxi-Be! Also haben wir uns für ein normales Taxi entschieden ( was ist hier schon normal! ). Wir waren zu fünft, mit dem Fahrer zu sechst, in einem kleinen Auto eingequetscht! Dann ging es über winzige Dirt roads mit riesigen Löchern durch kleine, sehr arme Dörfer. Den Rückweg vom Park haben wir dann zu Fuß gemacht, eine super Erfahrung... alle kamen aus den Häusern gelaufen, um uns Weiße zu bewundern, die wir doch so normal wie sie die Straße entlangliefen. Super süß sind da immer die Kinder gewesen, die uns „Manhahoan“, „Bonjour“, „Salut“ und ganz besonders oft „Vazaha = Fremder“ zugerufen haben.
Auch sehr spannend war der Ausflug auf den Kunstmarkt; hier musste ich erstmal lernen, knallhart zu handeln, bevor ich etwas kaufe! Mit etwas Übung geht das aber schon ganz gut!
Die Ausfüge sind eine schöne Abwechslung - mal für drei Stunden etwas Anderes sehen! Genug Arbeit finde ich hier zum Glück aber auch! Mein Tag beginnt ja schon immer sehr schön (um 5:45 Uhr), wenn ich zum Childcare center gehe. Man kann sich echt an die schreienden Kleinen gewöhnen! Schwer fällt es mir nur, dass ich nicht alle auf einmal auf den Arm nehmen kann, denn sie wollen alle kuscheln! Gelernt habe ich auf jeden Fall schon, wie man Babywindeln faltet, denn andere Windeln sind hier unerschwinglich - vor allem für ca. 20 Kids!
Letzte Woche ist ein neues Baby gekommen; es wurde in
einer Mülltonne in Tana gefunden. Grauenvoll, es ist so ein süßes Mäuschen!
Mittlerweile habe ich mich auch sonst schon ganz gut
eingelebt. Es macht riesig viel Spaß, mit den Kindern zu toben und zu spielen. In den letzten Tagen habe ich einigen ein französisches Buch vorgelesen ( Keita et son petit guépard). Mein Französisch ist nicht gut, aber sie genießen es wirklich und ich kann immer fragen, wenn ich eine Vokabel nicht kenne. Schön wird es immer, wenn einer die Übersetzerrolle übernimmt, dann lese ich auf Französisch und er übersetzt auf Madagasy. Apropos, die Kids lieben es, mir Unterricht in ihrer Muttersprache zu geben. Ich beherrsche die Zahlen jetzt schon ganz gut und auch begrüßen und verabschieden kann ich mich schon; im Moment übe ich die Farben!
Eine weitere Aufgabe, die ich mit übernommen habe, ist es, den Donationsroom aufzuräumen. Dort befinden sich unheimlich viele Kleidungsstücke, die gespendet wurden... und einfach unsortiert dort gelagert werden. Es ist echt eine harte Aufgabe, bei der man stark ins Grübeln kommt, ob es so sinnvoll ist, Kleidung zu spenden. Auf der anderen Seite, wenn man sieht, was für abgetragene Sachen die Kinder hier so besitzen, ist es wirklich notwendig, dass sie neue bekommen.
Heute wurde hier ein doppeltes Fest gefeiert, zum einen wurden einige Kinder getauft ( dafür waren sie 6 Stunden in der Kirche ) und zum anderen ist ein Chor zu Besuch gekommen, der ein Konzert für Akany veranstaltet hat, um Geld für eine Solaranlage auf dem Dach des Childcare zu sammeln. Es gab ein Festmahl, das heißt Reis mit Fleisch und Bohnen. Ich bleibe hier doch bei der vegetarischen Variante - ihr solltet das Fleisch mal auf den Märkten sehen...
Den Nachmittag über habe ich dann mit den Schätzchen gespielt, es wird immer schöner, je näher man sie kennenlernt. Richtig schwer fällt es mir nur, die Namen zu behalten, denn immer wieder zu fragen, ist doof, aber bei 120 Kindern ist es ein schwerer Job.
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Mein Jahr auf Madagaskar

Allons! En route vers des horiszons nouveaux et de nouvelles aventures!

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Zuletzt aktualisiert: 13. Okt, 17:52

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