28
Jul
2009

Reise

Es wird wirklich mal wieder Zeit, dass ich mich melde.
Es gibt noch einiges von vor meinen kurzen Ferien zu berichten, kann mich nur schon gar nicht mehr erinnern... Darum hier nur der letzte Tag, bevor es in Urlaub ging - der war einfach unvergesslich!
Morgens bin ich mit einem unserer behinderten Kids zur Schule gegangen, was sehr interessant war, auch das einmal kennen zu lernen. Danach besuchten wir mit diesen Kids das SOS-Kinderdorf Madagascar, wiederum interessant zu sehen. Dort wurde ein Picknick veranstaltet; das Ganze dauerte nur leider viel zu lange, für den Abend war nämlich ein Veloma (Abschiedsfeier) für eine unserer Freiwilligen angesetzt. Hoher Besuch war dafür angesagt, ein madagassischer Sänger namens Marion. Dies hatte zur Folge, dass alle Mädels fassungslos waren, ich habe so was noch nie erlebt! Jetzt gefällt mir seine Musik natürlich auch. Die Nacht wurde reichlich kurz,denn ich musste ja natürlich auch noch packen.
Absolut übermüdet fuhr ich dann früh am nächsten Morgen mit dem Taxi- Be Richtung Tana. Zum Glück ging es von dort relativ komfortabel in einem Mini-Bus nach Antsirabe; die Strecke kannte ich ja schon, so habe ich erst einmal geschlafen. In Antsirabe wurden uns dann die Hauptattraktionen des Ortes präsentiert. Highlight des Tages war für mich aber die heiße Dusche am Abend. Das ist wirklich wahr, ich hatte ja schon ganz schön lange keine warme Dusche mehr!
Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf die Weiterreise, wieder ziemlich komfortabel im Mini-Bus. Dieses Mal nahm ich den Platz neben dem Fahrer ein, so konnte ich ihn mit meinen Madagassischkenntnissen schocken - das war die ganze Reise über meine Lieblingsbeschäftigung!
Am Weg lagen ein großer Süßwassersee und die THB Brauerei, außerdem sahen wir einige Wasserfälle, Goldschürfer... Gegen Abend kamen wir in Miandrivazo an, von wo aus am nächsten Tag die Pirogentour startete. Abends gab es eine kurze Zusammenkunft der nun vollständigen Reisegruppe.
Früh am Morgen ging es dann auf den Fluss. Die ersten Stunden in der Piroge waren doch etwas gewöhnungsbedürftig; sie war nicht so gut ausbalanciert, wir hatten ja auch sämtliche Zelte im Boot. Könnt ihr euch eigentlich etwas unter "Piroge" vorstellen? Ein Kanu oder - besser gesagt - Einbaum! Wir waren 3 Personen im Boot, plus unseren Pirogier Emanuel und den kleinen Bruder des Guides. Auch mit ihnen hatte ich während der nächsten drei Tage sehr nette Gespräche, auf Madagassisch natürlich! Besonders am ersten Tag hatten sie ganz schön schwer zu arbeiten, es war ein sehr breiter, aber doch recht flacher Fluss; es ging also immer im Zickzack um die einzelnen Sandbänke. Mittags hielten wir ein Picknick unter einem großen Mangobaum. Die Kids vom nächsten Dorf waren natürlich schnell zur Stelle, um ein paar Bonbons und Stifte in Empfang zu nehmen. Ich war doch ein bisschen geschockt, einige sahen nicht besonders gesund aus. Bis nahezu zum Sonnenuntergang ging es dann weiter. Vom Fluss aus sahen wir einige Chamäleons und wunderschöne Vögel, auf die ich immer von Emanuel hingewiesen wurde. Die Zelte schlugen wir schließlich einfach am Rand des Flusses auf einer Sandbank auf, wunderschön! Es gab kein bisschen Licht, nur unser Feuer, sodass wir ganz gebannt waren vom Anblick des Sternenhimmels, sogar die Milchstraße war zu sehen. Musik hatten wir auch, einer unserer Pirogenfahrer spielte Gitarre und sang, ganz schön stimmungsvoll!
Tag zwei der Bootstour war nicht weniger unvergesslich als Tag eins... nun blieben die insgesamt 3 Pirogen nah beieinander; daher die Chance, mit dem Guide und anderen Pirogiers zu plaudern und den „Normaltouristen“ die ersten madagassischen Wörter beizubringen, unter Einfluss von Veve, dem Guide, nicht grade die brauchbarsten! Die Mittagspause wurde ein wenig nach hinten verschoben, wir mussten ja bis zu dem Wasserfall kommen, um baden zu gehen. Stopp eins des Tages war ein kleines Hotely (Restaurant!!!!) am Rand des Flusses, das für Fährpassagiere zu existieren schien. Wir kauften ihnen ein wenig hausgemachten Rum ab, man muss ja alles mal probieren!
Zweiter Stopp war dann eigentlich nur ganz kurz, um Lemuren zu beobachten. Die anderen sprangen aber doch noch schnell in den Fluss, um sich ein wenig abzukühlen; ich hatte irgendwie Angst vor Krokos... Wie es kommen musste, sahen wir dann fünf Minuten später auch eins!
Mittagspause war an dem wunderbaren Wasserfall. Das erste Mal in diesem Jahr, dass ich mich wirklich von sämtlichen Dreck säubern konnte! Was ein gutes Gefühl! Eine Dusche unter einem Wasserfall ist wirklich genial, ich konnte mich gar nicht davon trennen...
Und weiter ging die Fahrt - einige Stunden und Tiersichtungen (Schildkröten) weiter, verließen wir dann die Piroge und besuchten ein Dorf am Fluss, sehr beeindruckend, wenn auch dreckig und armselig. Die Kids ergriffen sofort mal wieder meine Hand und liefen mit uns durchs Dorf. Leider waren unsere Bonbons und Stifte schon nicht mehr vorhanden und T-Shirts hatte ich auch keine überflüssigen. Diese Momente haben aber auf jeden Fall einen guten Einblick in das Leben der Landbevölkerung gegeben. Vom Dorf aus wanderten wir etwas entlang des Flusses über eine große Sandbank bis zu unserem Zeltplatz, wo schon die Zelte vorbereitet wurden von unseren Pirogiers. Wieder gab es ein absolut königliches Mahl am Abend unter grandiosem Sternenhimmel. Ich stresste den armen Veve ganz schön, mich mit vegetarischen Mahlzeiten zu versorgen, unverständlich für Madagassen. Nun kam der Rum auch wieder zum Einsatz, leicht grauenhaft! Am Abend erschien noch ein Musiker aus dem Dorf, um uns etwas vorzusingen; er hatte auch zu viel Rum, wir hatten unseren Spaß!
Den dritten Tag hätten wir eigentlich nur halb auf dem Wasser verbringen sollen. Da aber ein bisschen Vazah-Reisekrankheit ins Spiel kam, mussten wir eine große Mittagspause einlegen, kamen erst bei Sonnenuntergang am Endpunkt der Wasserreise an und hatten noch einen längeren Fußmarsch vor uns. Eigentlich war nur eine Zebukarre eingeplant, um unser Gepäck zu transportieren... es wurden schnell noch zwei weitere organisiert und einer meiner Mada-Träume ging in Erfüllung: Eine Fahrt auf der Zebukarre! Ganz schön schnell diese Biester! Mitten in einem Fluss wurden wir dann abgeladen und hatten noch einen kleinen Fußmarsch vor uns. Unser Gepäck wurde auf einem weiteren Fluss mit Krokos befördert; die Zebus waren bis zum Kopf im Wasser. Wirl warteten und warteten, kein Zebu kam... Eines der Wagenräder war gebrochen - es lebe das Abenteuer, nicht mehr sonderlich Vertrauen erweckend die Gefährte! Wir entschlossen uns also zu laufen, zu springen, zu balancieren und durch knietiefen Matsch zu waten; die Zebus blieben noch zweimal stecken. Reichlich erschöpft erreichten wir dann gegen zehn doch noch unsere Schlafstätte. Veve war echt bewundernswert, er konnte immer noch lachen, obwohl doch einiges schief gelaufen war. Wir hätten eine Dusche unglaublich nötig gehabt - aber nur bucket-shower mit ziemlich matschigem Flusswasser!
Am nächsten Morgen ging es wieder früh los, mit dem 4x4 ; junger Fahrer, er liebte es, ordentlich Gas zu geben, und das bei der schlechten Piste - bin in ganz Mada noch nicht so schnell unterwegs gewesen! Mit einer etwas beängstigenden Fähre fuhren wir über eine Stunde auf dem Tsy- Fluss, dann weiter durch den Busch. Mir wurde doch ein wenig schlecht! Es stand noch eine zweite Fährfahrt auf dem Plan, dieses Mal kürzer, und wir waren am Tagesziel angekommen. Zelte aufbauen, Abendessen und ich bin wie tot ins Bett gefallen.
Am Morgen ging es dann auf eine weitere zweistündige Fahrt bis zu den großen Taingy, einzigartige Steinpyramiden (ihr solltet sie auf Google Earth entdecken können). Es wurde richtig geklettert an diesem Tag, wiederum unvergesslich! Vorgeschrieben war ein Sicherungsgurt, aber - wir sind ja in Mada - es waren nicht ausreichend vorhanden, also ging es zum Teil doch ohne. Die Taingy sind übrigens heilig; es gab einige Fadys (Tabus) zu beachten, die erkläre ich euch, wenn ich wieder zu Hause bin.
Gegen drei waren wir dann zurück zu einer kurzen Pause am Zeltplatz, dann mussten wir aber auch schon gleich weiter und noch die kleinen Tsingy anschauen, die nicht so beeindruckend waren, aber es gab Sifakas , die schön nah waren!
Am folgenden Tag begann dann die Rückreise mit dem Ziel Morondava am Abend. 8 Stunden Piste und zwei Fähren später erreichten wir dann das Gebiet der Baobabs, zunächst den heiligen Baobab, dann den Baobab der Liebenden und zum Sonnenuntergang die Avenue des Baobabs. Wiederum unvergesslich! Habe auch dort schnell Freundschaft geschlossen mit einigen Kids... so genial, wenn man ein wenig sprechen kann. Unter den Baobabs zu laufen, verlieh mir zum ersten Mal in Madagaskar das Gefühl, klein zu sein.
In Morondava ging es dann quasi am Abend nur noch ins Hotel zum Schlafen, wir hatten natürlich noch eine letztes gemeinsames Abendessen.
Am Morgen habe ich dann noch ein wenig Morondava erkundet... hat doch ganz schön unter dem lezten Cyclon gelitten. Der Strand war zwar herrlich, aber es war zu kalt zum Baden. Gegen Mittag ging es auf die Rückreise Richtung Tana: 17 Stunden, schlechte Straße , Taxi Brousse, eine gute Mischung - habe nicht geschlafen. Auf der Strecke sahen wir drei Unfälle, was mich noch mehr beunruhigte. Morgens um 7 Uhr war ich dann in Tana, lebendig, aber todmüde! Es dauerte einige Tage, bis ich die alte Kraft wieder zurückgewonnen hatte!
Es war also eine der genialsten Reisen meines Lebens... werde ich nie vergessen!
So langsam mache ich mir richtig Sorgen über den Abschied von Mada; ich glaube, ich könnte hier bleiben...
P.S.: Neue Fotos!

27
Jun
2009

Independance...

Es gibt mal wieder viel zu berichten! Die letzten Wochen vergingen auch diesmal wie im Flug. Da sich meine Aufgaben durch die neuen Freiwilligen ein wenig verändert haben, musste ich so auf einmal feststellen, dass ich die Babys eine ganze Woche nicht gesehen habe.
Das wird aber nicht noch mal vorkommen; wenigstens zum Spielen will ich zweimal in der Woche dort sein. Es sind doch meine ganz besonderen Schätzchen! Mit ihnen kann man sich auch so schön auf Madagassisch unterhalten (ihr Vokabular ist einfach genug).
Ansonsten kämpfe ich mich jetzt morgens immer durch Nachhilfe für die älteren Mädels... habe sie ja mittlerweile überzeugen können, dass Englisch Spaß macht, aber Mathe, Jesosyo!
Ich verstehe sie ja schon, bin ja noch nicht so lange aus der Schule und es gibt schöneres als Lernen, aber bei ihnen fällt der Unterricht ja meistens ganz aus. Drum wieder zurück zum Englisch - ich gestalte meine Aufgaben jetzt immer so, dass die Mädchen mir später das Gleiche noch mal auf Madagassisch beibringen können. Erhöht ihre Motivation reichlich.... Und mir hilft es ja auch riesig!
Ansonsten gab es mal wieder mehr handwerkliche Arbeit. Der Fernsehraum musste renoviert werden. Was da so zum Vorschein kam... eine ganze Bibliothek von Büchern für Erwachsene; habe gleich mal organisiert, dass wir die an eine Schule weiter spenden. Trotzdem blieben noch etliche Kinderbücher übrig, die ich jetzt wiederum in der Bibliothek unterbringen muss. Meine nächste sehr kraft- und zeitaufwändige Arbeit! Aber am Ende ist dann ja alles wunderschön und sauber!
Jetzt mal ein kurzer Themenwechsel. Kaum zu glauben, aber wahr, ich war am Wochenende auf der ersten Modenschau meines Lebens, und das in Mada. Das war auch mal ganz interessant zu sehen - die Models hier sind auf jeden Fall wohlgenährter! Die Kleider haben mir nicht sonderlich zugesagt, aber Lust auf Nähen, bzw Nähen lassen gemacht.
Auch sonst geht es wieder mehr Richtung Tana. Die Lage hat sich tatsächlich weitestgehend beruhigt. So langsam fange ich an, Andenken zu kaufen. Mittlerweile würde ich mich fast Profi im Handeln nennen, anfangs konnte ich das ja gar nicht! Jetzt macht es mir einfach richtig Spaß, die Händler lieben es, wenn ich auf madagassisch anfange. Tja, das Reisegepäck wächst und wächst! Den letzten Samstag habe ich in Tana mit ein paar Mädels verbracht, um sie mit Kleidern für ihre Konfirmation auszustatten... grauenhafte Kleider, Tüll und Glitter sind das Qualitätsmerkmal!
Jetzt aber zu den besonderen Erlebnissen des Monats... Independance Day! Wir hatten natürlich erstmal wieder Ferien dafür. Der 25. Juni war dann eigentlich der größer gefeierte Tag ( Tag vor Independance ). Die Kids wurden in kleine Gruppen aufgeteilt und durften sich den Tag über selber mit Essen versorgen und bekochen. Dann gibt es trotzdem Reis, aber als Beilage z.B. Nudeln! Außerdem durfte ich Maniok mitkochen und essen.
Unglaublich schön war aber dann der Abend. Wir wurden, ohne etwas davon zu wissen, von einem riesigen Laternenzug von allen Kids an unserem Haus abgeholt... schaut euch die neuen Bilder an, es ist einfach ein unvergessliches Erlebnis gewesen!
Danach sind wir zusammen zu einem großen Lagerfeuer auf dem Basketball-Feld gezogen. Es wurden Tänze und Spiele veranstaltet. Ende bildete dann ein von uns veranstaltetes Stockbrot braten. Nachher gab es noch Nudelsuppe, bevor es müde, aber glücklich Richtung Bett ging.
Der eigentliche Tag war auch sehr interessant. Am Morgen bin ich als einziger Vazah mit unseren Schulkindern auf eine Parade für den Bürgermeister und andere wichtige Leute gezogen. Es wurde zunächst natürlich die Fahne gehisst, dann die Nationalhymne gesungen. Und dann marschierten sämtliche Gruppen, Schulen und Vereine, auch unsere Kinder... Ich habe mich lieber den Lehrern angeschlossen, denn sie liefen normal! War ja so schon exotisch (oder unexotisch) genug auf der Veranstaltung - ist alles auf jeden Fall eine Erfahrung wert.
Heute hatten wir dann einen genialen Nachmittag. Der neue Fernsehraum wurde gestern mit einem grauenhaften madagassischen Film eingeweiht und wir probten uns heute in Tanzvideos... Tectonic, sagt euch das was, ja auch ich versuche mich darin. Bei unseren Kids ist es der letzte Renner...
Dabei lasse ich es dann erst mal wieder - kein Internet mehr!

16
Jun
2009

...

Da ich euch ja schon länger nicht mehr auf den neuesten Stand gebracht habe und man von einigen Seiten aus anfing, sich Sorgen zu machen... hier kommt ein kleiner Bericht!
Was hat sich so verändert in den letzten Wochen? Nun, wir sind wieder mehr Freiwillige, ein komisches Gefühl... immerhin müssen die auch alle Arbeit finden! Sprich ich habe auch weniger zu tun (dachte ich, heute war es aber wieder einmal unglaublich stressig!). Gut ist nur, dass ich mittlerweile, auch wenn ich quasi nichts zu tun habe, eine Beschäftigung weiß!
So ergeben sich dann auch mal Kunstklassen mit den älteren Kids; die sind dann echt erholsam und am Ende bekommt man sehr schöne Bilder. Letzte Woche haben wir Lemuren gemalt! Diese Kids gehen übrigens auf externe Schulen, haben dort aber nicht wirklich viel Unterricht und sitzen darum am Nachmittag oft einfach nur herum. Sie sind immer froh, wenn man sich ein wenig mit ihnen befasst.
Am Morgen bin ich jetzt öfters auch bei der Nachhilfe für diese Mädels zu finden. Biologie auf Französisch ist auch gar nicht so schwer bzw. anders. Gut, dass ich mich noch an meine Abivorbereitungen erinnern kann! Das war auch mal eine ganz nette Erfahrung, die Mädels auf ein Examen vorzubereiten. Sie sind zum Glück anscheinend ganz gut klar gekommen.
Ansonsten muss ich euch, glaube ich, auch noch von meinem nervenaufreibenden Preschool-Erlebnis erzählen. Ich habe mich bereit erklärt, auch sie einmal in der Woche zu unterrichten. Das erste Mal haben wir gemalt, ein geregeltes Durcheinander! Diese Woche hingegen hatte ich mir vorgenommen, sie mit einem Parachute Game zu überraschen - hat auch funktioniert, leider zu gut! Sie waren so begeistert, dass man sie kaum noch bändigen konnte. Sie haben ständig alle unter dem Ding gestanden und sich versteckt, aber die eigentlichen Spiele sind reichlich untergegangen. Dazu kam, dass ich doch ein ganz schön schlechtes Gewissen bekommen habe, weil sie sich alle unheimlich dreckig gemacht haben. Nun ja, ich denke, ich habe mal wieder einiges gelernt! Die zweite Stunde mit T1 hat dann auch schon besser funktioniert. Die neuen Freiwilligen, die dafür eingeteilt waren, mir zu helfen, waren trotzdem noch von meiner Geduld fasziniert! Ich habe also schon was gelernt in diesem Jahr!
Was gibt es sonst noch so Bemerkenswertes zu berichten? Letzten Sonntag war Muttertag, auch ich bekam von allen Seiten Glückwünsche, ganz schön ungewöhnlich! Nachmittags kam dann die größte Überraschung, eines der Mädels brachte mir ein Muttertagsgeschenk. Ihr werdet nie erraten, was es war! Eine französische Bibel bzw. das Neue Testament, keine Ahnung, woher sie die hatte und warum mir die Ehre zuteil wurde. Tja, es kommt eben immer etwas Unerwartetes ;-)
Dann war ich letzte Woche noch bei einer bekannten Familie auf Besuch. Ein Onkel, Anwalt, war sehr interessiert, was ich in Madagaskar so mache... Am Ende zählte er dann begeistert sämtliche deutsche Fußballspieler auf und war ganz entsetzt, als ich mit einem Großteil nichts anzufangen wusste; ich habe es genossen.
Wo wir schon bei Sport angekommen sind. Samstag um 6 Uhr am Morgen ( es wird Winter, deshalb so spät ) ging es mit ein paar Mädels zum Trainieren ins Stadion, sie haben Ende Juni ein Sportexamen... Es waren schon reichlich Menschen dort, sie genossen es natürlich sichtlich, mich als Vazah anzufeuern. Gut, dass ich in letzter Zeit doch schon öfters mal trainiert hatte, so musste ich mich nicht blamieren.
Zu guter Letzt noch ein ganz nettes Sonntagserlebnis. Wir sind mit allen Akany Kids nach Tana gereist, um einen Gottesdienst in der Kathedrale zu besuchen. Der Gottesdienst selber war gar nicht so lang, wie ich befürchtet hatte. Die Anreise drum aber um so genialer. Bis auf die 20 Kleinkinder, die alle in einem Sprinter nach Tana reisten, sind wir, der Rest, alle mit einem Linienbus ähnlichen Gefährt in die Stadt gefahren. Gar nicht so einfach, wenn man zu 120 in einen Bus muss! Da ist der Schulbus zu Hause nichts gegen gewesen! Ich habe mir mit sechs Kindern eine Sitzreihe für zwei Personen geteilt, einfach genial. Auf der Fahrt wurden dann sämtliche bekannten Lieder geträllert, was sich unglaublich schön anhört. Die Leute auf der Straße drehten sich sogar nach unserem Bus um!
In Tana selber mussten wir dann noch etliche Umleitungen in Kauf nehmen. Für ein Fahrradrennen ( ja, so was gibt es hier auch, nur die Räder sind reichlich anders) waren die Hauptverkehrsstraßen gesperrt. Wunderbares Erlebnis, das ich nie vergessen werde! Schluss für heute, ich bin müde. Bis dann!

26
Mai
2009

Noch mehr Neues

Da ich ja so angetan war von den echten Lemuren, habe ich ganz vergessen zu erwähnen, dass meine neueste Aufgabe in Akany darin bestand, eine Lemuren-Strickanleitung zu übersetzen (Nein, ich bin nicht krank! Mir geht es super!). Wir hatten Besuch von einer Sponsorin aus England, sie arbeitet für Money for Madagascar und über diese Charity wurde eine Lemuren-Strickanleitung entworfen. Meine Aufgabe war es, die englische Anleitung auf Französisch zu übersetzen, damit wenigstens ein paar unserer Mädels im Halfway etwas damit anfangen können.

Um sicher zu gehen, dass ich auch nichts Falsches aufschreibe, musste ich natürlich auch solch ein Kerlchen selbst stricken. In der Anleitung ist es auf einige Änderungen hinausgelaufen, aber mein Resultat ist ganz gut. Es sitzt jetzt als Vorbild im Halfwayhouse auf dem Fernseher!

Strickanleitungen zu übersetzten, ist gar nicht so einfach, das passende Vokabular fehlte selbst im dicksten Wörterbuch! Nach so viel Arbeit hoffe ich aber auch auf gute Resultate, die momentan leider noch auf sich warten lassen.

Kurz sollte ich vielleicht hier auch noch meine neue Liebe zum
Basketball erwähnen. Alles hat mit Vertretungsunterricht bei den Ménager begonnen. Jetzt sehe ich, dass ich so oft wie möglich am Basketballfeld anzutreffen bin, irgendwer ist immer dort, mit dem man spielen kann. Im Vergleich zu den Spielen zu Hause ist alles, egal ob Basketball oder Fußball, reichlich brutaler. Man hat eben keinen Schiedsrichter und ich denke, alle sind viel motivierter zu gewinnen.

Einer meiner Finger hat so auch schon ein wenig gelitten. Er wurde aber auf ganz madagassische Weise wieder eingerenkt und langgezogen... Irgendwie beherrschen hier fast alle diese Technik, es war jedoch reichlich unangenehm - hat aber geholfen!

Ansonsten bot sich mir noch Mal die Chance für einen kleinen Ausflug, um mehr mir unbekannte Gebiet in Mada zu entdecken! Gemeinsam mit Laura und ihren Eltern ging es Richtung Westen nach Tsiroanomandidi. Wir haben dort die Schule besucht, in der Lauras Vater vor 40 Jahren als Volunteer gearbeitet hat. Sehr beeindruckend mal ein bisschen mehr in den ländlichen Bereich schnuppern zu können! Die Kinder dort waren unglaublich begeistert, dass wir Fotos machten... während es für die Kids hier in Akany ja das Normalste der Welt ist.

Nach Informatikunterricht habe ich mich natürlich auch erkundigt; es gibt keine Computer, aber auch keinen Lehrer, der einen bedienen könnte. Anzahl der Kids in einer Klasse 60 oder mehr und nur der Lehrer hat ein Buch zur Verfügung... ich übertreibe nicht! Richtigen Unterricht konnten wir leider nicht miterleben, da der Präsident kurz entschlossen einen neuen Feiertag eingeführt hat.

Den Rest des Nachmittags sind wir dann ein wenig durch die Stadt geschlendert, haben die Kirchen und natürlich den Markt bewundert. Am Abend waren wir zu Besuch bei Mme. Lalasoas Eltern eingeladen, sie ist die Leiterin von Akany. Ein beeindruckendes Großfamilien-Erlebnis, denn sie sind neun Kinder. Hatte mir ihre Familie ganz anders vorgestellt, irgendwie reicher...

Der nächste Tag begann mit einem Besuch auf dem Zebumarkt. Ich habe doch großen Respekt vor diesen Tieren. Wir wurden dann irgendwie zur Hauptattraktion, sämtliche Viehhirten erkundigten sich bei Nina (Lalasoa) nach unserem Alter und Preis, wobei in Zebus gerechnet wird!

Später wurde uns noch das Ende der Nationalstraße präsentiert... so was gibt es auch nur in Mada; eine super Straße und plötzlich ist man im Niemandsland... wunderbares Niemandsland. Auf dieser Buckelpiste könnte man theoretisch bis ans Meer der Westküste reisen, es würde aber angeblich 4 Tage dauern, denn die Straßenverhältnisse sind sehr, sehr schlecht!

Gegen Mittag machten wir uns dann auch schon wieder auf die Heimreise; auf dem Weg sollten ja noch die Geyser nahe Analavory besucht werden. Die Anreise dorthin wurde reichlich holperig, eine Stunde über dirt roads, was aber auch mal Einblicke in das Leben abseits von jeder Straße gab. Landwirtschaft pur... ich hoffe, ich schaffe es wieder, ein paar Fotos zu ergänzen.

Die Geyser (Geysiere) waren auch sehr beeindruckend, habe noch nie so etwas gesehen! Die Farbe des Steins erinnerte mich sehr an die künstlichen Wasserfälle im Lagunenbad in Willingen; hier ist so was aber ganz natürlich und echt! Das Wasser war zwar kalt, aber spätestens an der schwarzen Farbe des Gesteins und des Erdbodens der Umgebung ließ sich der Vulkanismus dieser Region feststellen. Einige madagassische Kids planschten fröhlich im Wasser der Geysiere; später ähnelten sie eher uns Vazah, so mineralhaltig war das Wasser!

Die Heimreise zog sich dann noch bis in die Abendstunden... es wurde unangenehm kühl, je näher wir dem Ziel kamen. Das Hochland ist tatsächlich reichlich kälter als die tiefer liegenden Gebiete.

So, damit seid ihr wieder auf dem neuesten Stand der Dinge... Diese Woche bin ich tatsächlich die einzige Freiwillige im Projekt... reichlich Arbeit! Laura hat sich gemeinsam mit Cindy und ihren Eltern auf den Weg Richtung Süden gemacht. Nächste Woche kommen aber die ersten mutigen neuen Freiwilligen; bin schon sehr gespannt!
Jetzt muss ich aber noch meinen Unterricht für heute Nachmittag planen, heute sind die Vorlesestunden... Seit letzter Woche bin ich schon auf französische Kinderbücher umgestiegen, wir haben dann gemeinsam auf Englisch übersetzt. Später wurde dann die kleine Raupe Nimmersatt gebastelt ... In der zweiten Stunde musste ich dann leider improvisieren und Schmetterlinge basteln, da Fano, einer unserer Kleineren, meine Schablonen aufgegessen hatte. So was hätte ich mir auch nie träumen lassen! Die Kids sind immer für neue Überraschungen gut!
Jetzt kennt ihr also auch mein Erlebnisse der letzten Woche...
Bis bald!

18
Mai
2009

Andasibe...

Endlich mal wieder ein Wochenende absolut away from Akany! Die Arbeit macht mir zwar weiterhin viel Spaß, aber manchmal ist es doch nötig, mal heraus aus dem Alltag zu kommen. Ich war die letzten drei Monate ja fast ausschließlich hier in Akany...
Kurzfristig ergab sich für mich die Möglichkeit, mit zwei bekannten Amerikanern in einen nicht zu weit entfernten Regenwald aufzubrechen; der nächste Ort dort nannte sich Andasibe, falls ihr auf einer Karte recherchieren wollt!
Am Freitagnachmittag habe ich mich also auf den Weg nach Tana gemacht, damit wir uns dann am Samstagmorgen früh um halb fünf auf die eigentliche Reise machen konnten. Wir hatten uns den Luxus eines Leihwagens geleistet, denn Plan war es, so einen sonst nicht zugänglichen weiter entfernten Park auch noch zu besuchen.
Schon die Anreise war sehr eindrucksvoll, der Wechsel der Landschaften ist einfach unglaublich... die Berge des Hochlandes sind außerordentlich formenreich! Teilweise ganz rund und unbewaldet, ganz wie eine Glatze, andere reichlich bewaldet und wieder andere in Flammen, um den Boden fruchtbarer zu machen...
Um neun Uhr am Morgen sind wir dann in Andasibe angekommen und haben uns gleich im ANGAP Büro um die nötigen Tickets und einen Guide gekümmert. Mit dem Auto ging es dann für 15 km über reichlich buckelige Piste dem Regenwald entgegen; Pfützen so groß wir unser Teich mussten durchfahren und schmale hölzerne Brücken überquert werden. Schon vom Auto aus überraschte uns ganz flüchtig einer der Lemuren... ehe das Auto aber angehalten hatte, war er schon im Gebüsch verschwunden.
Der Mantadia Nationalpark ist - wie gesagt - ein für Touristen kaum erschlossener Park; dementsprechend schwierig waren auch die Wegverhältnisse! Er umfasst übrigens ein Gebiet von 10000 ha Primärwald. Unsere Tour wurde immer anspruchsvoller; von Anfang an hatte uns der Guide gewarnt, dass es schwierig werden könnte, Lemuren zu finden, weil der Park einfach so groß ist. Als wir in den ersten Stunden keinen Erfolg hatten, wurde sein Ehrgeiz geweckt und es ging immer weiter ab von sämtlichen Wegen. Ich denke mal, es ist nicht weit übertrieben, wenn ich sage, 75-Grad-Hänge hinauf und hinab, meist völlig ohne jegliche Spur von einem Pfad, geschweige denn Weg!
Erster Erfolg war dann, dass wir den Ruf des Indiri hören konnten... Ich sag nur Wal des Regenwaldes, denn so hört sich sein Ruf an (habe seinen Ruf natürlich aufgenommen - wenn ich dann mal wieder zu Hause bin...) und außerdem ist er der größte noch existierende Lemur! Innerhalb der letzten Stunde haben wir dann aber plötzlich doch noch reichlich Erfolg gehabt und sind tatsächlich auf eine Indirifamilie gestoßen sowie auf einige Bambus- und Braunlemuren. Ich habe mich natürlich wieder im Fotografieren versucht, ganz schön schwierig! Ansonsten war es einfach ein unglaubliches Regenwalderlebnis mit zahlreichen besonderen Pflanzen, zu denen der Guide immer eine Heilwirkung nennen konnte. Um vier Uhr, nachdem wir noch einen kleinen Abstecher zu einem heiligen Wasserfall gemacht hatten, wo wir die Möglichkeit zum Schwimmen gehabt hätten (es war zu kalt), haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht. Um sechs Uhr war ja noch ein Nightwalk in dem anderen Park angesetzt!
Ich hatte leider meine Taschenlampe vergessen; Linus, dein Handy ist wirklich sehr nützlich!
Der Nightwalk ermöglicht einem, einige nachtaktive Lemurenarten aufzuspüren und natürlich Chamäleons, die in der Nacht die äußeren Äste aufsuchen, damit Schlangen sie nicht erreichen können. Ich wollte ja eigentlich eines der größten Chamäleons entdecken, habe ich auch, aber es war noch ein Baby, also nicht unglaublich anders als alle anderen, die ich bisher gesehen habe. Es ist anscheinend Babyzeit unter den Chamäleons; wir fanden reichlich Jungtiere von verschiedenen Arten in sämtlichen Farbnuancen. Eines war nicht größer als mein Fingernagel; mir ist es immer noch ein Rätsel, wie der Guide es im Dunkeln sichten konnte!
Jetzt zu den Lemuren: ein Wolllemur, weitere braune Lemuren sowie ein MAUSLEMUR (er stand ganz oben auf meiner Wunschliste!). Leider fehlt immer noch mein Tenreck... noch bleibt ja Zeit!
Heute Morgen früh sind wir dann in den touristisch erschlossenen sekundären Park gegangen. Er ist einer der bekanntesten Parks, um sicher Lemuren zu sehen. So war es auch; es gab reichlich Indiris sehr nah zu beobachten. So wurden meine Fotos endlich mal etwas besser! Später sind wir dann auch noch auf einige Diademsifakas gestoßen, sie sind wirklich nette Kerlchen! Außerdem überraschten wir die Wolllemuren schlafend, zusammengekuschelt in ein Knäul zu ca. drei Kerlchen. Und viele, viele weitere Indiris!!!
Spinnen muss ich hier aber auch unbedingt erwähnen. Es gab riesige Nester und Spinnen, die aussahen wie Krebse, sowie eine Spinnenkolonie (leben wie Ameisen in einer Gemeinschaft) und eine Mücke, die ein Spinnennetz imitiert (Fragt bitte nicht, warum sie das tut). Weitere Saftkugler und super fotogene und süße Geckos! Betrachtet meine Fotos! Ich habe, glaube ich, auch die größte Palme meines Lebens entdecken können. Die Vögel, Frösche, Ameisen und Blutegel habe ich ganz vergessen zu erwähnen!
Gegen Mittag war dann auch diese berauschende Exkursion beendet und wir haben uns auf den Weg in Richtung Heimat gemacht. Der Leihwagen ermöglichte uns immer anzuhalten, wenn wir nette Stände mit Früchten usw. am Straßenrand entdeckten. Ich habe reichlich Bananen, Pomelos und Kakis gekauft sowie eine Frucht, von der ich nicht einmal den Namen kenne.
Jetzt wieder hier angekommen zu sein, ist auch ein sehr schönes Gefühl. Ich hoffe, es ergeben sich noch weitere solche Wochenenden!
Hier in Akany vergehen die Tage einfach ganz gewöhnlich, Alltag eben! Darüber erzähle ich dann ein anderes Mal wieder!

1
Mai
2009

Hallo, ihr Lieben!

Dann will ich kurz mal wieder berichten, was ich momentan so zu tun habe.
Die ersten zwei Wochen in der Schule verliefen ein bisschen
ungeordnet... Der alte Stundenplan war verschwunden und ein neuer noch nicht organisiert. Eine meiner Aufgaben war also, ständig hinter der zuständigen Person herzufragen und sie von der Notwendigkeit eines Plans zu überzeugen.
So finden erst seit vorgestern wieder die normalen Klassen statt. Letzte Woche haben wir einfach mit allen gemeinsam weitere Aktivitäten veranstaltet, zum Beispiel wurde gepuzzelt (das bereitet den meisten große Probleme), gemalt und - wenn ich alleine war - habe ich Sport gemacht (will heißen: Seilspringen, Gummitwist und Basketball). Abends nach meiner täglichen Stunde in der Bibliothek war ich dann immer entsprechend müde!
Die Vormittage vergingen auch immer sehr, sehr schnell, vor allem mit der Arbeit im Donationsroom - er musste mal wieder reichlich aufgeräumt werden! Außerdem mussten einige Steckbriefe für die neuen Kids geschrieben werden. Aber auch das Spielen mit den Babys durfte natürlich nicht zu kurz kommen! Momentan bin ich leicht genervt von einem der kleinen Schätzchen. Wenn ich mich nicht mit ihm beschäftige, sondern mit einem der anderen Kleinen, fängt er an zu weinen und wenn ich dann erst gehen möchte...
So jetzt noch ein paar Sätze zu meinem neuen Stundenplan. Ich habe es geschafft, meine T1’s wenigstens nicht mehr richtig in Englisch zu haben. Dafür habe ich jetzt eine kombinierte Stunde T1 und T5, die Ältesten und die Jüngsten unserer Schule. Bin echt gespannt, ob mein Plan sich verwirklichen lässt und die Älteren mir ein bisschen helfen. In dieser Stunde möchte ich nämlich eigentlich eine Geschichte auf Englisch vorlesen und sie übersetzen, so dass auch die Kleinen sie verstehen. Ansonsten habe ich noch T2 als weitere Englischklasse dazubekommen. Sie sind glaube ich meine Favoriten - sehr lebhaft, aber man kann sie doch bändigen. Gestern hatte ich dann meine erste T1-Kunst-Klasse; am Ende war es dann doch T1 und T2 und noch ein paar Kids, die keine Schule hatten. Ich habe versucht, das Beste draus zu machen. Wir haben Origami-Monster gefaltet und sie dann bemalt. Zu meiner Überraschung war es nicht unbedingt T1, die Probleme mit meiner Anleitung hatten, es war ein Gemisch von allen - natürlich die, die nicht zuhören konnten! Nach zwei oder drei Versuchen hatte dann aber doch jedes Kind sein Monster zum Spielen. Abends nach der Bibliothek hätte ich dann eigentlich noch eine Stunde Englisch mit den Ménager gehabt. Sie hat aber anscheinend immer noch kein Stundenplan erreicht, also sind sie nicht gekommen. Obwohl ich eine ganz nette Stunde vorbereitet hatte, fehlte die Energie, sie zu suchen... nächste Woche!
Jetzt zu meinem letzten Wochenende, endlich mal wieder ein bisschen Freizeit! Wir wurden von einem Pastor eingeladen, seine Familie zu besuchen. Ein sehr beeindruckendes Erlebnis, denn er lebt selbstversorgend auf einer typischen kleinen Farm. Er hat seine eigenen Reisfelder, einen großen Gemüsegarten (habe jetzt auch Erdnusspflanzen gesehen) und natürlich Hühner, Zebus und Schweine und, nicht zu vergessen, eine Reismühle.
Außerdem hat er uns zu einigen schönen Aussichtspunkten gebracht, schaut euch meine neuen Fotos an. Unter anderem haben wir auch zufällig die Frauen beim Bastfärben beobachten können; die Farben waren einfach unglaublich!
Am Sonntag haben wir Freiwilligen dann das andere Waisenhaus besucht, das bei den Theateraktionen mit uns zusammengearbeitet hat. Ich dachte immer, unseren Kids hier würde es gut gehen, die anderen leben aber fast wie in Europa. Alles war sauber, jedes Kind hatte eine eigene Zahnbürste, die auch zu identifizieren war, nur die alten Kinder müssen ihre Wäsche selber waschen und nebenan ist eine nagelneue Schule, die zum Projekt gehört. Naja, das Projekt wird auch vollkommen von Frankreich aus gesponsert und geleitet.
Heute ist der erste Mai, ein Feiertag, Tag der Arbeit. Es wird also nicht gearbeitet! Ich werde gleich mit ein paar älteren Mädels zu einem Konzert einer madagassischen Sängerin gehen, bin schon gespannt. Gestern haben sie mir erklärt, dass sie nicht schön
aussieht, dafür aber gut singen kann - mal schauen, sie heißt Lôla...
So, das war’s dann fürs Erste. Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass ich nachts jetzt so langsam den Winter zu spüren bekomme. Ekelig kalt, denn wir haben natürlich keine Heizung!

19
Apr
2009

Ostern und andere Festlichkeiten

Ich hatte mir ja vorgenommen, die Ferien ein wenig stressfreier zu verbringen...
Eigentlich waren die Vormittage immer für organisatorische Tätigkeiten reserviert und am Nachmittag wollten wir
dann mit den Kindern basteln, spielen, Sport treiben, tanzen... In der ersten Woche der Ferien hat es auch wirklich alles ganz gut funktioniert; jeden Nachmittag hatten die Kinder etwas anderes zu tun. Natürlich wurde auch Osterdekoration gebastelt! Auf bemalte Ostereier mussten die Kinder leider verzichten, es waren nicht genügend Eier vorhanden oder zu organisieren. Am Freitag fand ein Fußballspiel statt, wobei wir Probleme mit der Schiedsrichter-Tätigkeit bekommen haben, weil der zuständige Volontär uns vorher kurzfristig verlassen hat.
Am Samstag vor Ostern habe ich mich dann getraut und
mir eine neue Frisur von einer unserer Halfway-Mädels verpassen lassen. War eine kleine Mutprobe, ich bin aber sehr zufrieden!
So vorbereitet habe ich den Ostersonntag dann natürlich mit den Kindern in der Kirche begonnen. Drei Stunden, es wird aber langsam interessanter, die Gebete und Predigten zu hören, denn immer wieder kommen Wörter vor, die ich schon kenne. Die Kirche muss der Traum eines jeden deutschen Pastors sein - sie platzt, egal wann ich dort zur Messe gehe, immer aus allen Nähten und dabei ist sie ja schon zweistöckig gebaut.
Der Tag ging dann ruhig weiter mit einem Festmahl, Frühstück war Mais in Milch gekocht: Kazaka auf Madagassisch. Das Mittagessen habe ich geholfen mit vorzubereiten, eine Art Kartoffelsalat mit viel Fleisch und Reis natürlich.
Am Nachmittag habe ich dann mit den Kindern gemalt und Gummitwist gespielt, ja ich habe in meinem Gepäck das Hüpfseil wiedergefunden! Die Kinder haben mir gleich noch ein paar andere Spiele beigebracht. Sie benutzten das Gummiband am liebsten, um aus dem Stand zu versuchen hinüberzuspringen; sie haben da ihre besonderen Techniken... um reichlich besser zu sein als ich!
Ostermontag fand schließlich die lange organisierte Kirmes statt, wo wir verschiedene Stände hatten wie zum Beispiel Fische angeln, Dosenwerfen, Apfel aus dem Wasser fangen, Sackhüpfen und einen Murmelcontest. Die Kinder waren in Gruppen eingeteilt und jeweils die Besten haben einen Preis bekommen; wir haben natürlich sichergestellt, dass jeder mal der Beste war!
Für mich wurde die Angelegenheit durch eines der Babys leicht erschwert; es fing immer an zu weinen, wenn ich es an die zuständigen Pflegepersonen abgeben wollte.
Am Nachmittag habe ich, weil die Kids es sich so sehr gewünscht haben, dann noch kurzfristig ein Kino organisiert: "A Cinderellastory" - grauenhafter Film, für Teenager anscheinend aber genau richtig!
Und dann begann das Desaster der Ferien, das mich bis jetzt noch ein bisschen entnervt. Ein Verein von la Reunion hatte für unsere Kids Theaterleute organisiert, die mit ihnen ein Stück einstudieren sollten. Ich habe am Mittwoch mit den älteren Kids eine Klasse verfolgt. Diese Frau hat einen halben Tag auf Französisch geredet, wie man ein Theater zu organisieren hat; leider sind 80% der älteren Kids nicht in der Lage, viel Französisch zu verstehen... dementsprechend war die Stimmung! Der Nachmittag war mehr von praktischen Übungen begleitet, nachdem wir ihr zu verstehen gegeben hatten, dass wir müde seien. Das war schon mal weitaus besser!
Mittwoch wollten sie Kulissen malen... haben dazu alle Kinder ins Refectoire zusammengetrommelt, auch die Kleinen vom Childcare und quasi gesagt: Macht mal... Da ich ja schon wusste, dass es bei den Kleinen zu nicht mehr als einer Farbschlacht kommt, habe ich dort sehr früh eingegriffen und die Hälfte spielen geschickt. Aber auch bei den Größeren hat es nicht viel besser funktioniert... Es lief daraus hinaus, dass ich sämtliche Tische des Essraums von wasserfester Farbe befreien konnte und die Theatertussis haben in der Zeit geweint (ich übertreibe nicht). Den Nachmittag habe ich dann nur noch mit den Halfway-Mädels verbracht; gut sie zu haben, dort kann man in Ruhe nur ein bisschen basteln, erzählen und Musik hören.
Freitag hatte ich dann schon seit längerem geplant, eines unserer Mädchen im Krankenhaus zu besuchen. Trotz plötzlich angesetzter Konferenz bin ich dort hin und musste feststellen, dass sie nicht genügend Geld hatte, um sich vernünftiges Essen und Wasser zu besorgen. Hier ist es üblich, dass die Patienten bzw. Familien dafür zuständig sind.
Zurück in Akany wurde ich dann von Laura (eine von uns drei
gebliebenen Freiwilligen) informiert, dass für Samstag ein großes Fest angesetzt war, zu vergleichen mit einem Tag der offenen Tür. Dort sollte dann das Theaterstück aufgeführt werden gemeinsam mit einem anderen Centre aus Tana, das zu Besuch kam. Es lief darauf heraus, dass wir bis abends um 10.30 Uhr gearbeitet haben und die Theaterfrau war noch sauer, dass ich ihr nicht bei den älteren Kindern assistiert habe.
Samstagmorgen ging es dann um 4.30 Uhr mit Dekorieren und
Organisieren weiter. Das Theater und der Besuch der Kinder des anderen Zentrums war ein großer Erfolg, ein weiterer sehr schöner Tag für die Kids! Nächstes Wochenende werde ich mal das andere Zentrum besuchen.
Wie ihr seht, aus den entspannenden Ferien ist leider nichts
geworden...
Wie wir alle Klassen in der nächsten Woche abdecken
sollen? Vielleicht lassen wir einfach mal ein bisschen Unterricht ausfallen!
Harte Zeiten in Mada! Bis bald!

31
Mrz
2009

Update aus dem Krisengebiet

Kurze Information aus dem Krisengebiet! Ja, ich lebe noch!
Alles geht hier in Akany weiterhin seinen ganz normalen Lauf. Nur die Zahl der Freiwilligen reduziert sich immer weiter; somit gibt es Arbeit über Arbeit. An den Nachmittagen bin ich jetzt immer absolut beschäftigt mit meinen Unterrichtsstunden von 2 bis um 4 Uhr. Dann ist es Zeit, die Bibliothek zu öffnen. Ich liebe es eigentlich immer, ein bisschen länger dort zu bleiben, denn einige ältere Kinder, die zu externen Schulen gehen, haben sonst nie die Gelegenheit, ein Buch auszuleihen... Ich habe dazu aber nur noch selten die Möglichkeit, denn von 5 bis 6 Uhr gibt es noch mal Unterricht in der Menager-Klasse für mich. Da ich dann immer schon reichlich müde bin, habe ich mich dazu entschlossen, in dieser Stunde Kunst zu unterrichten. Ich gebe den Schülern ein Thema, wir hören Musik und malen. Letzte Woche mussten sie eine Briefmarke gestalten... sehr interessant, was da für Bilder entstehen. Man merkt doch, dass sie nie die Möglichkeit hatten, sich im Zeichnen und Malen zu üben!
Die Vormittage verbringe ich natürlich weiterhin im Childcare, um mit den Babys und Kleinkindern zu spielen und sie zu versorgen. Hery, einer meiner ganz besonderen Schätzchen, fängt jetzt langsam an zu sprechen... ich spreche Englisch mit ihm und er lernt tatsächlich ein paar Wörter. Diese Woche war es „ Hallo, what’s your name?“ Manchmal veranstalte ich jetzt auch kleine „Wanderungen“ zu den Hühnern mit den Kleinen. Sie lieben es, die Tiere mit Grass zu füttern und vor ihnen wegzurennen. Außerdem kann man von den Ställen aus (sie sind auf einem Hügel) die Straße beobachten und sich über die Farben der Autos und Lastwagen unterhalten. Ich versuche mal, ein paar neue
Bilder ins Netz zu stellen, hauptsächlich natürlich von den Kleinen...
Das letzte Wochenende habe ich gemeinsam mit Mike ganz angestrengt an einem Taxi-Be Spielbus aus Holz für den Childcare gebastelt und gemalt. Er sieht wirklich echt aus, ist aber leider nicht ganz kindersicher gewesen. Sprich, wir müssen ihn reparieren, die Kids haben die Sitze schon abmontiert!
Am Freitag war dann die Abschiedsparty von Nikola und Mike - Fancy Dress. Alle haben sehr ausgiebig an Kostümen gebastelt und ich musste mal wieder meiner Lieblingsaufgabe im Donationsroom nachgehen und Kostüme aussortieren...
Dieses Wochenende galt dann mal ganz dem Entspannen. Beatrice, eine Freiwillige, die hier schon über fünf Jahre lebt, hatte uns zu einer Wanderung in den Hügeln der Umgebung eingeladen. Es war wirklich sehr schön und ruhig. Außerdem gab das die Möglichkeit, auch mal mit Locals ein bisschen über die Politik zu philosophieren.
Sonntagnachmittag habe ich dann seit langem mal wieder meine Haare flechten lassen. Ich hoffe, ich lerne diese Fähigkeit noch, es ist recht schwierig.
So, dann kann die neue Woche ja mal wieder beginnen. Ich bin schon gespannt auf die Osterferien. Zwei Wochen sind die Kids dann hier und wollen beschäftigt werden. Nach dem Marathon von Unterricht zu Unterricht muss ich aber auch sagen, dass ich mich auf die Ferien der Kinder freue.
Gestern war meine letzte T1-Englischklasse vor den Ferien, chaotisch wie immer! Ich wollte ihnen "up, down, left, right"
beibringen... sie haben es bevorzugt, mich in den Himmelsrichtungen zu unterrichten und zu sagen:" Das kennen wie schon". Ich hoffe, letztendlich haben sie die Vokabeln dann doch durch das Spiel „Draw the tail to the Zebu“ begriffen, bei dem eine "blinde" Person von den anderen dirigiert wird mit left, right, up, down und durch das etwas abgewandelte Schüttelspiel! Danach ging es dann direkt mit T1- und T2-Sport weiter: Seilspringen, wir haben tatsächlich eine Stunde durchgehalten... meine Schulter schmerzt jetzt noch vom vielen Seildrehen!
Das sind erst mal alle Neuigkeiten, glaube ich; den Rest
erspare ich euch! Bis dann! Und frohe Ostern... wie das wohl hier gefeiert wird?
P.S.: Diesen Text habe ich um ca. 6 Uhr am Morgen verfasst, nachdem ich ab 4 Uhr mit einigen Mädels joggen war. Sie müssen für eine Sportprüfung in der Schule trainieren. Um 4 Uhr am Morgen ist es zwar noch dunkel, aber es ist kühl und es fahren kaum Autos. Dieses Joggingprogramm werde ich jetzt jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag durchführen; ein weiterer Grund noch früher ins Bett zu gehen ;-)
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Mein Jahr auf Madagaskar

Allons! En route vers des horiszons nouveaux et de nouvelles aventures!

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