28
Jul
2009

Reise

Es wird wirklich mal wieder Zeit, dass ich mich melde.
Es gibt noch einiges von vor meinen kurzen Ferien zu berichten, kann mich nur schon gar nicht mehr erinnern... Darum hier nur der letzte Tag, bevor es in Urlaub ging - der war einfach unvergesslich!
Morgens bin ich mit einem unserer behinderten Kids zur Schule gegangen, was sehr interessant war, auch das einmal kennen zu lernen. Danach besuchten wir mit diesen Kids das SOS-Kinderdorf Madagascar, wiederum interessant zu sehen. Dort wurde ein Picknick veranstaltet; das Ganze dauerte nur leider viel zu lange, für den Abend war nämlich ein Veloma (Abschiedsfeier) für eine unserer Freiwilligen angesetzt. Hoher Besuch war dafür angesagt, ein madagassischer Sänger namens Marion. Dies hatte zur Folge, dass alle Mädels fassungslos waren, ich habe so was noch nie erlebt! Jetzt gefällt mir seine Musik natürlich auch. Die Nacht wurde reichlich kurz,denn ich musste ja natürlich auch noch packen.
Absolut übermüdet fuhr ich dann früh am nächsten Morgen mit dem Taxi- Be Richtung Tana. Zum Glück ging es von dort relativ komfortabel in einem Mini-Bus nach Antsirabe; die Strecke kannte ich ja schon, so habe ich erst einmal geschlafen. In Antsirabe wurden uns dann die Hauptattraktionen des Ortes präsentiert. Highlight des Tages war für mich aber die heiße Dusche am Abend. Das ist wirklich wahr, ich hatte ja schon ganz schön lange keine warme Dusche mehr!
Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf die Weiterreise, wieder ziemlich komfortabel im Mini-Bus. Dieses Mal nahm ich den Platz neben dem Fahrer ein, so konnte ich ihn mit meinen Madagassischkenntnissen schocken - das war die ganze Reise über meine Lieblingsbeschäftigung!
Am Weg lagen ein großer Süßwassersee und die THB Brauerei, außerdem sahen wir einige Wasserfälle, Goldschürfer... Gegen Abend kamen wir in Miandrivazo an, von wo aus am nächsten Tag die Pirogentour startete. Abends gab es eine kurze Zusammenkunft der nun vollständigen Reisegruppe.
Früh am Morgen ging es dann auf den Fluss. Die ersten Stunden in der Piroge waren doch etwas gewöhnungsbedürftig; sie war nicht so gut ausbalanciert, wir hatten ja auch sämtliche Zelte im Boot. Könnt ihr euch eigentlich etwas unter "Piroge" vorstellen? Ein Kanu oder - besser gesagt - Einbaum! Wir waren 3 Personen im Boot, plus unseren Pirogier Emanuel und den kleinen Bruder des Guides. Auch mit ihnen hatte ich während der nächsten drei Tage sehr nette Gespräche, auf Madagassisch natürlich! Besonders am ersten Tag hatten sie ganz schön schwer zu arbeiten, es war ein sehr breiter, aber doch recht flacher Fluss; es ging also immer im Zickzack um die einzelnen Sandbänke. Mittags hielten wir ein Picknick unter einem großen Mangobaum. Die Kids vom nächsten Dorf waren natürlich schnell zur Stelle, um ein paar Bonbons und Stifte in Empfang zu nehmen. Ich war doch ein bisschen geschockt, einige sahen nicht besonders gesund aus. Bis nahezu zum Sonnenuntergang ging es dann weiter. Vom Fluss aus sahen wir einige Chamäleons und wunderschöne Vögel, auf die ich immer von Emanuel hingewiesen wurde. Die Zelte schlugen wir schließlich einfach am Rand des Flusses auf einer Sandbank auf, wunderschön! Es gab kein bisschen Licht, nur unser Feuer, sodass wir ganz gebannt waren vom Anblick des Sternenhimmels, sogar die Milchstraße war zu sehen. Musik hatten wir auch, einer unserer Pirogenfahrer spielte Gitarre und sang, ganz schön stimmungsvoll!
Tag zwei der Bootstour war nicht weniger unvergesslich als Tag eins... nun blieben die insgesamt 3 Pirogen nah beieinander; daher die Chance, mit dem Guide und anderen Pirogiers zu plaudern und den „Normaltouristen“ die ersten madagassischen Wörter beizubringen, unter Einfluss von Veve, dem Guide, nicht grade die brauchbarsten! Die Mittagspause wurde ein wenig nach hinten verschoben, wir mussten ja bis zu dem Wasserfall kommen, um baden zu gehen. Stopp eins des Tages war ein kleines Hotely (Restaurant!!!!) am Rand des Flusses, das für Fährpassagiere zu existieren schien. Wir kauften ihnen ein wenig hausgemachten Rum ab, man muss ja alles mal probieren!
Zweiter Stopp war dann eigentlich nur ganz kurz, um Lemuren zu beobachten. Die anderen sprangen aber doch noch schnell in den Fluss, um sich ein wenig abzukühlen; ich hatte irgendwie Angst vor Krokos... Wie es kommen musste, sahen wir dann fünf Minuten später auch eins!
Mittagspause war an dem wunderbaren Wasserfall. Das erste Mal in diesem Jahr, dass ich mich wirklich von sämtlichen Dreck säubern konnte! Was ein gutes Gefühl! Eine Dusche unter einem Wasserfall ist wirklich genial, ich konnte mich gar nicht davon trennen...
Und weiter ging die Fahrt - einige Stunden und Tiersichtungen (Schildkröten) weiter, verließen wir dann die Piroge und besuchten ein Dorf am Fluss, sehr beeindruckend, wenn auch dreckig und armselig. Die Kids ergriffen sofort mal wieder meine Hand und liefen mit uns durchs Dorf. Leider waren unsere Bonbons und Stifte schon nicht mehr vorhanden und T-Shirts hatte ich auch keine überflüssigen. Diese Momente haben aber auf jeden Fall einen guten Einblick in das Leben der Landbevölkerung gegeben. Vom Dorf aus wanderten wir etwas entlang des Flusses über eine große Sandbank bis zu unserem Zeltplatz, wo schon die Zelte vorbereitet wurden von unseren Pirogiers. Wieder gab es ein absolut königliches Mahl am Abend unter grandiosem Sternenhimmel. Ich stresste den armen Veve ganz schön, mich mit vegetarischen Mahlzeiten zu versorgen, unverständlich für Madagassen. Nun kam der Rum auch wieder zum Einsatz, leicht grauenhaft! Am Abend erschien noch ein Musiker aus dem Dorf, um uns etwas vorzusingen; er hatte auch zu viel Rum, wir hatten unseren Spaß!
Den dritten Tag hätten wir eigentlich nur halb auf dem Wasser verbringen sollen. Da aber ein bisschen Vazah-Reisekrankheit ins Spiel kam, mussten wir eine große Mittagspause einlegen, kamen erst bei Sonnenuntergang am Endpunkt der Wasserreise an und hatten noch einen längeren Fußmarsch vor uns. Eigentlich war nur eine Zebukarre eingeplant, um unser Gepäck zu transportieren... es wurden schnell noch zwei weitere organisiert und einer meiner Mada-Träume ging in Erfüllung: Eine Fahrt auf der Zebukarre! Ganz schön schnell diese Biester! Mitten in einem Fluss wurden wir dann abgeladen und hatten noch einen kleinen Fußmarsch vor uns. Unser Gepäck wurde auf einem weiteren Fluss mit Krokos befördert; die Zebus waren bis zum Kopf im Wasser. Wirl warteten und warteten, kein Zebu kam... Eines der Wagenräder war gebrochen - es lebe das Abenteuer, nicht mehr sonderlich Vertrauen erweckend die Gefährte! Wir entschlossen uns also zu laufen, zu springen, zu balancieren und durch knietiefen Matsch zu waten; die Zebus blieben noch zweimal stecken. Reichlich erschöpft erreichten wir dann gegen zehn doch noch unsere Schlafstätte. Veve war echt bewundernswert, er konnte immer noch lachen, obwohl doch einiges schief gelaufen war. Wir hätten eine Dusche unglaublich nötig gehabt - aber nur bucket-shower mit ziemlich matschigem Flusswasser!
Am nächsten Morgen ging es wieder früh los, mit dem 4x4 ; junger Fahrer, er liebte es, ordentlich Gas zu geben, und das bei der schlechten Piste - bin in ganz Mada noch nicht so schnell unterwegs gewesen! Mit einer etwas beängstigenden Fähre fuhren wir über eine Stunde auf dem Tsy- Fluss, dann weiter durch den Busch. Mir wurde doch ein wenig schlecht! Es stand noch eine zweite Fährfahrt auf dem Plan, dieses Mal kürzer, und wir waren am Tagesziel angekommen. Zelte aufbauen, Abendessen und ich bin wie tot ins Bett gefallen.
Am Morgen ging es dann auf eine weitere zweistündige Fahrt bis zu den großen Taingy, einzigartige Steinpyramiden (ihr solltet sie auf Google Earth entdecken können). Es wurde richtig geklettert an diesem Tag, wiederum unvergesslich! Vorgeschrieben war ein Sicherungsgurt, aber - wir sind ja in Mada - es waren nicht ausreichend vorhanden, also ging es zum Teil doch ohne. Die Taingy sind übrigens heilig; es gab einige Fadys (Tabus) zu beachten, die erkläre ich euch, wenn ich wieder zu Hause bin.
Gegen drei waren wir dann zurück zu einer kurzen Pause am Zeltplatz, dann mussten wir aber auch schon gleich weiter und noch die kleinen Tsingy anschauen, die nicht so beeindruckend waren, aber es gab Sifakas , die schön nah waren!
Am folgenden Tag begann dann die Rückreise mit dem Ziel Morondava am Abend. 8 Stunden Piste und zwei Fähren später erreichten wir dann das Gebiet der Baobabs, zunächst den heiligen Baobab, dann den Baobab der Liebenden und zum Sonnenuntergang die Avenue des Baobabs. Wiederum unvergesslich! Habe auch dort schnell Freundschaft geschlossen mit einigen Kids... so genial, wenn man ein wenig sprechen kann. Unter den Baobabs zu laufen, verlieh mir zum ersten Mal in Madagaskar das Gefühl, klein zu sein.
In Morondava ging es dann quasi am Abend nur noch ins Hotel zum Schlafen, wir hatten natürlich noch eine letztes gemeinsames Abendessen.
Am Morgen habe ich dann noch ein wenig Morondava erkundet... hat doch ganz schön unter dem lezten Cyclon gelitten. Der Strand war zwar herrlich, aber es war zu kalt zum Baden. Gegen Mittag ging es auf die Rückreise Richtung Tana: 17 Stunden, schlechte Straße , Taxi Brousse, eine gute Mischung - habe nicht geschlafen. Auf der Strecke sahen wir drei Unfälle, was mich noch mehr beunruhigte. Morgens um 7 Uhr war ich dann in Tana, lebendig, aber todmüde! Es dauerte einige Tage, bis ich die alte Kraft wieder zurückgewonnen hatte!
Es war also eine der genialsten Reisen meines Lebens... werde ich nie vergessen!
So langsam mache ich mir richtig Sorgen über den Abschied von Mada; ich glaube, ich könnte hier bleiben...
P.S.: Neue Fotos!
floppi - 28. Jul, 19:20

Rum

Soso Du wirst also zur Alkoholikern, was?
Hört sich ja extrem spannend an was Du da machst!
Ich bin gespannt auf Deine Erzählungen wenn Du wieder zurück bist!

Madafever - 13. Okt, 17:52

Eindruck vermittelt

Hallo!
Ich werde ende Januar 2010 auch meine Reise für ein halbes Jahr nach Madagaskar antreten und für 3 Monate bei Akany Avoko arbeiten. Durch dich bekam ich zum ersten Mal einen echten Eindruck vermittelt, wie es ungefähr werden könnte, danke!
Kleine Frage: Das mit dem Visum für länger als 3 Monate scheint nicht ganz einfach zu sein - wie hast du das gelöst? Ich habe mir überlegt, ev zwischedurch einen Kurztrif auf die Komoren zu machen und das ganze zu umgehen...
Jedenfalls hast du superschöne Fotos geknipst und echt eindrückliche Berichte verfasst! Es erstaunt mich, wie wenig solche Berichte im Netz verbreitet sind von dieser Insel.
Es wäre toll, von dir zu hören!
ganz liebe Grüsse, Sonja
sonja.kollbrunner@googlemail.com

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Mein Jahr auf Madagaskar

Allons! En route vers des horiszons nouveaux et de nouvelles aventures!

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siljapithan - 31. Jul, 23:12
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floppi - 28. Jul, 19:20
Independance...
Es gibt mal wieder viel zu berichten! Die letzten Wochen...
siljapithan - 27. Jun, 18:48
...
Da ich euch ja schon länger nicht mehr auf den neuesten...
siljapithan - 16. Jun, 12:00

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Zuletzt aktualisiert: 13. Okt, 17:52

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